Dienstag, 22. Mai 2012

#G8 Regierungserklärung von #Merkel - eine zitatweise Kurzkritik

"Um es an dieser Stelle noch einmal ganz unmissverständlich zu sagen - auch gerade in Richtung der Opposition -: Wachstum durch Strukturreformen, das ist sinnvoll, das ist wichtig, das ist notwendig, Wachstum auf Pump, das würde uns wieder an den Anfang der Krise zurückwerfen." 
Der "Anfang der Krise" liegt wohl kaum in "übermäßiger Verschuldung", wenn die zehnjährigen griechischen Staatsanleihen bis zum Jahre 2010, also auch während der sogenannten Finanzmarkt- und Bankenkrise, deutlich unter 10 Prozent, sogar unter 5% rentierten.
Die "Explosion" fand ab 2011 bzw. 2012 statt.
In den meisten Staaten, Deutschland bspw., wurden in genannter "Bankenkrise" diverse Konjunkturprogramme zur "Stützung der Realwirtschaft" und Verhinderung einer "Kreditklemme" aufgelegt. Zu nennen wären bspw. die "Kurzarbeiterregelung" oder "Abwrackprämie".
Diese "Schulden" wurden von einer Großen Koalition, der auch Angela Merkel, CDU, sogar als Kanzlerin, angehörte.
Ob diese Verbindlichkeiten netto mehr gekostet als gebracht hätten, müsste durch eine wirtschaftliche Bilanz erwiesen werden - dies fehlt.
Ohne genannte Programme, davon darf ausgegangen werden, wären die Probleme und Krisenphänomene noch deutlich stärker gewesen.

"Die Überwindung der Staatsschuldenkrise in Europa kann und wird nicht über Nacht erfolgen, auch nicht mit dem - sosehr wir uns das wünschen - alles befreienden Paukenschlag."
Zunächst sollte, wie oben angedeutet, festgehalten werden, dass gerade in Deutschland keine originäre "Staatsschuldenkrise" vorliegt. Kapitalismus ohne "Schulden" ist per se undenkbar und auch gar nicht angestrebt.
Außerdem wäre eine Lösung in einem "Paukenschlag" durchaus möglich - EZB hiesse das Zauberwort. Und vermutlich wird diese nochmals ins Spiel kommen, da Frankreich nun einen neuen Präsidenten wählte.

"Ebenso wenig gibt es den einen Königsweg oder das eine vermeintliche Wundermittel."
Selbstredend gibt es "Wundermittel": Die EZB kann theoretisch beliebig viel Geld in Kapital- und Finanzmärkte pumpen. Sie tut es nicht, soll und darf nicht. Theoretisch. Über die LTRO kam dies durchaus schon ansatzweise vor.

"Es wurde schon über so vieles diskutiert, von Euro-Bonds bis zur Hebelwirkung. All diese Mittel kamen und gingen, wirkten erst wie Wunderwaffen und sind dann doch wieder als nicht tragfähige Lösungen erkannt worden." 
Die Euro-Bonds dürften, meiner Ansicht nach, unausweichlich sein. Mithin existieren sie über die genannte EZB bereits. Wer dies als "nicht tragfähig" oder "keine Wunderwaffen" erkannt habe, ist unklar. Hier will sich anscheinend jemand auf Kosten Anderer profilieren. Ohne die EZB im Dezember 2011 bzw. Januar/Februar 2012 hätte es einen, selbst schon defizitären "Schuldenschnitt" Griechenlands weder gegeben noch "geben dürfen". Vermutlich hätten dies auch einige deutsche Banken nicht überlebt.
Zumal das Mittel der "Euro-Bonds" offiziell nicht nur nicht kam, sondern auch nicht ging, siehe oben.

"Tragfähig ist und bleibt allein eines: zu akzeptieren, dass die Überwindung der Krise ein langer, anstrengender Prozess ist, der nur erfolgreich sein wird, wenn wir bei den Ursachen der Krise ansetzen. Das sind sowohl die horrende Verschuldung als auch die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit einiger Euro-Staaten." 
Um "ansetzen" zu können, müssen die "Ursachen der Krise" zunächst sinnvoll diagnostiziert werden. Eine gesamteuropäische "Staatsschuldenkrise" ist als alleinige Ursache jedenfalls hanebüchen.
Und "Wettbewerbsfähigkeit" des einen Staates, ist die gesunkene solche eines Anderen. Das muss man erst einmal begreifen - jedenfalls im innereuropäischen Handel und in einem einheitlichen Währungsraum.
Denn selbst wenn man, wie Deutschland, die Abhängigkeit vom europäischen Binnenmarkt auch im Sinne der Handelsströme zu senken sucht und mehr nach China oder Brasilien geht, ändert dies nichts an Zinsdifferenzen nicht-integrierter Währungs- und Finanzräume.

"Das heißt, wir müssen gemeinsam Verschuldung abbauen und Wettbewerbsfähigkeit stärken." 
Nehmen wir zwei Menschen. Beide sind bei einer Bank verschuldet - der Eine mit 100 Euro, der zweite mit 200 Euro. Was passiert, wenn Beide ihre "Verschuldung" senken? Zunächst müssen sie dafür sorgen, nicht mehr auszugeben, also Ausgaben kürzen. Tun sie das beide, können sie weniger nachfragen, konsumieren und kaufen.
Zunächst freut sich die Bank, denn sie erhält ihre Kredite zurück. Was aber, wenn es dann niemanden mehr gibt, der bei ihr wieder Schulden macht? Wie soll sie Geld verdienen? Einlagengelder der Beiden gibt es ja noch nicht, denn diese existieren erst, wenn die Schulden zurückgezahlt wurden und ein Überschuss zur Anlage erzielt werden kann. Bis dahin fallen die Finanzströme der Ausgaben, da gestrichen, der beiden Menschen weg. Somit werden Dritte betroffen, bei denen es bis dato eventuell "gut lief". Fallen bei diesen Einnahmen weg, könnte es passieren, dass auch sie widererwartend Kredite nicht mehr regelkonform bedienen können.
Das heisst: Wenn jeder spar und Verschuldung abbaut und einseitig "Wettbewerbsfähigkeit" ausbaut, werden - zumindest über eine gewisse Zeit - alle betroffen. Und das gerade in einem inhomogenen Wirtschafts- mit homogenem Währungs- und Zinsraum.
Wenn "Wettbewerbsstärkung"  dann noch Ausgabenkürzung, Importverringerung und Exporterhöhung - im Sinne des "Deutschen Wirtschaftsmodells" - heisst, dann brechen bei Exportländern die Exportmärkte weg - weil ja niemand importiert. Und diese Importe dürfen auch nicht mehr durch Verschuldung generiert und geleistet werden.

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