Montag, 31. Mai 2010

#Lena, #ProSieben, #Raab und übermäßiger, überdrüssiger Medienhype zum #songcontest #esc

Eigentlich gab es heute ein Thema, dessen Aufreger-Intensität zumindest für mich unerträglich hohes Niveau erreicht hatte: Lena Meyer-Landrut, der Eurovision Song Contest, Stefan Raab sowie Prosieben und ARD.

Am frühen Nachmittag legte dann Horst Köhler, seines Zeichens Bundespräsident, mit sofortiger Wirkung das Amt nieder.

Weniger die Ereignisse als solche geben für mich Anlass zur Kritik, sondern deren vorallem mediale Verarbeitung und Kommunikation.
Da wird "Lena", den Nachnamen nennt man sinnigerweise und zur Erhöhung der Identifikation schon nicht mehr, zur "Rettung Deutschland" aus dem "Schuldenjammertal" hochstilisiert.
Ich persönliche finde ja weder den Schuldenberg, noch das Thematisieren desselben kritikwürdig - endlich befasst man sich einmal damit, wenn auch falsch, könnte man meinen.

Deutlich wird aber, dass hier eine Person zu etwas gemacht wird, dass sie nicht ist.
Anscheinend, so entnehme ich es der heutigen Pressekonferenz mit u.a. Stefan Raab, ist sie sich dessen aber sehr wohl bewusst und beherrscht das mediale Spiel. Raab und andere Kommunikationsfachleute dürften briefend auch ihr übriges dazutun.

Bis zur genannten Pressekonferenz mutmaßte ich ja eine gewisse "Naivität" und gar "Dummheit" von Frau Meyer-Landrut, die ich bewusst nicht mehr "Lena" nennen werde; ihr Benehmen schien mir unbewusst, nicht gesteuert und daher nicht in die mediale Verwertung passend.
Schließlich gehe ich davon aus, dass im Sinne kapitalistischer Verwertung nichts längerfristig publik wird und sich halten kann, was nicht mit dem Produktionsprozess "kompatibel" ist.
Und gerade Kritik am System scheint mir inkompatibel zu sein.
Doch gerade das wiederum macht sie für viele Menschen offenkundig so interessant.
Immer wieder wird auf ihre "Frische" und "Offenheit" verwiesen, sie wagte heute gar das Instrument "casting-shows", welches ihr zu ihrem "Erfolg" in Deutschland verhalf, als schlecht darzustellen.
Stefan Raab, der "Ausrichter" lachte.
Wobei ich ihre Auffassung ja durchaus teile, aber doch auf ihren scheinbar schnell-vollzogenen Sinneswandel verweisen muss: Wenn solche Shows "Mist" sind, dann bleiben sie es auch, so man selbst teilnimmt bzw. gar gewinnt.
Da gibt es keine zwei Wahrheiten.

Ich fand den Auftritt der 19-jährigen "Unser Star für Oslo"-Siegerin nicht aufregend oder überzeugend.
Auf mich wirkte er unchoreografiert, in der FAZ gar als "joecockerhaft" bezeichnet, undurchdacht und auch sängerisch wenig überzeugend.

Einzig überzeugendes "Argument" war für mich von Anfang an der Song.
So dachte ich mir nach ein oder zwei Mal hören, er sei als "Hitsong" geschrieben worden, was anhand spezifischer Computerprogramme, Algorithmen und deren Auswertung z.b. mit Hilfe und in Massencommunities wie Facebook und Last.FM nicht mehr das Problem ist.
Der Text und die Melodie sind eingänig, einfach, der Refrain sehr einfach zum Mitsingen.
Nach wenigen Hörzahlen hatte ich einen kleinen Ohrwurm, was bei mir ein untrügliches Zeichen für ein zumindest "akzeptables" Lied darstellt.
Hier gebührt also meiner Ansicht den Autoren mehr Erfolg und Zuspruch als Frau Landrut als Präsentationssubjekt - oder -objekt. Je nach Perspektive.

Grandios in seiner spezifischen Nische natürlich auch Stefan Raab.
Der Song Contest war in den letzten Jahren eigentlich klinisch tot, niemand interessierte sich mehr so recht für ihn und Abgesänge hagelte es ebenso.
Die Änderungen des Regelbestandes bekam ich noch randständig mit.
Dann kommt jemand wie Stefan Raab mit einem spezifischen Namen in der Branche und ProSiebenSat1 Media im Rücken und beginnt große Werbekampagnen für diese Veranstaltung.
Was so gut funktionieren konnte, eben weil sie kaum noch einer auf dem Zettel hatte.
Schon die Show "Unser Star für Oslo" als Qualifikationscasting wurde mit viel Medienpopanz und Werbemacht in den Fernsehmarkt gedrückt - Raab war die einzige Kontinuität und Qualität in der Sendereigenen Jury.
An Auftritte Nenas kann ich mich noch als vollkommen unterirdisch erinnern; Raab allerdings fiel mir schon damals recht zielorientiert und interessiert positiv auf.
Was er macht, macht er, momentan wenigstens, "richtig": "AutoballWM", "Schlag den Raab" und weiteres, dazu fast penetrantes Crossmarketing und Kooperationen mit anderen Sendern, wie bspw. ARD.

In genanntem öffentlich-rechtlichem Sender fiel mir am Abend der Übertragung etwas äußerst negativ auf: Der Reporter/Moderator.
Sowas penetrant "patriotisches", verbunden mit vollkommener Unsichtbarkeit eines ruhigen, rationalen journalistischen Selbstverständnisses kam mir selten unter.
Und das bei einem gebührenfinanzierten Sender; von Privatsendern ist man kaum noch anderes gewohnt.

Im Kern mag ich mit der Übersteigerung sowie Glorifizierung dieses gewinnmaximierenden Prozess' wenig bis nichts anfangen.
Frau M.-L. mag ihre Vorzüge haben, ist 19 Jahre alt und Raab selbst meinte, sie hätte "mit jedem Lied" gewonnen.
Die besitzt ein TV-Gesicht und eine TV-Figur und benimmt sich medienadäquat.

"Gut" und "sinnvoll" wird es dadurch trotzdem nicht.

Für mich bleibt abzuwarten, ob sie ihre Frechheiten auch gegenüber Raab, dessen Produktionsfirma und ProSieben wird durchsetzen können.
Denn bislang ist sie wenig bis nichts: Gehen Raab und ProSieben, verschwindet sie in der Versenkung.
Hier ist also ein Emanzipationsprozess notwendig ohne den "Gönner" Raab zu verprellen.

Wie nannte es Raab heute so schön?
"Flexibilität" ist in der Medienindustrie notwendig und er gehe ganz gerne mal fremd.
Sie sollte und - so sich das heutige Bild bestätigt - wird von ihm lernen.
Und am Ende doch weit stärker reüssieren als ich zunächst dachte.

Samstag, 22. Mai 2010

Integrationsprogress durch #Krise der #Eurozone und des #Euro?

Vieles wird ja momentan über "Krisen", Finanzmärkte, den Euro, die Europäische Union und thematisch verwandtes geschrieben.
Noch mehr gesagt und verkündet.

So sieht Bundeskanzlerlin Merkel, CDU, Europa und die gesamte Europäische Union in Gefahr, sofern der Euro "scheitert".
Doch steht ein "Ende" des Euro in keiner Weise an.

Währungen werden im freefloat seit Ende des Bretton-Woods Systems in den 70er/80er Jahren stets in Verhältnissen gehandelt.
So kann man sich beispielsweise das Devisenpaar Euro/Dollar, kurz EUR/USD, betrachten und dann feststellen wieviel von jeder Währung man jeweils hinterlegen müsste um eine Einheit der anderen zu erhalten.
Einen richtigen "inneren Wert" gibt es nicht.
Es existiert auch keine Bindung an einen endlichen (Roh-)Stoff, wie bspw. Gold, was bei der Abschaffung des oben genannten Systems endete.
Betrachtet man sich also EUR/USD, zuletzt hauptsächlich herangezogen, besteht im Kern KEIN crashartiger Abverkauf des Euro. So sind die charttechnischen Aufwärtstrends aus den Jahren 2001-2003 (noch) nicht gebrochen, die Parität mittelfristig aber keineswegs ausgeschlossen. Weiter sollte der Euro im Vergleich zum Dollar nicht fallen.

Zumal die USA, wie ich schon mehrfach selbst betonte, eigene Probleme haben.
Bislang mag der Dollar noch Weltleitwährung sein, ob er aber seine Stabilität wird halten können, ist für mich äußerst zweifelhaft. Die Staatsschulden sind höher, die Deckung weit unsicherer, finanziert wird das Ganze auch nur durch massive internationale Ungleichgewichte und Währungsabwertungen.

Das eigentliche Problem des Euros ist der Zwang zur gemeinsamen Währung, eben kein Land ausschließen zu können oder wollen.
Die Chinesen häufen exportgetriebene Dollarreseveren an, koppeln ihre Währung und sind also nicht an schnellen Einbrüchen interessiert. Weshalb ich in einem anderen Beitrag eine größere Flexibilität forderte.

Der Euro als Währung wird aber weiter bestehen, sofern man keine Währungsreform durchführt, egal wie schwach er in Relation zu anderen Währungen werden mag.
Es kann also KEINE Bedrohung dieser Währung geben. Selbst wenn nahezu alle Banken aufgrund eines größeren Zahlungsausfalls der Eurozone ausfielen, wäre fragliche Eurozonenwährung weiterhin der Euro.

Bedenkt man es sich recht, ist eine solche Aussage die logische Fortschreibung derer, die zunächst mit dem Scheinargument "Globalisierung", folgend "notwendige Anpassungen" durch mangelnde nationalstaatliche Steuerungsfähigkeit mittels "TINA"-Prinzip und an die "Selbstheilungskräfte" des Marktes glaubend, die seit Jahren meinungsführend agieren und reichlich unsinnig argumentieren:
Staaten institutionalisieren Währungen, niemand anders. Und auch nur diese können sie ändern oder aufheben.
So besehen sind existenzielle Krisen nicht möglich.

Weshalb dann Geld für bspw. Griechenland?
Falls ich spekulieren darf, gehe ich sogar von einer gezielten Nutzung der aktuellen Probleme der handelnden Personen aus. Im sinne des in einem FAZ.NET-Artikels ("Die zweite Entmachtung der Bundesbank") dargestellten funktionalistischen Integrationsparadigmas gingen Theoretiker und Praktiker der Europäischen Union von einem fast zwangsläufig tiefer werdenden Integrationsverlauf aus. Auch "spill-over"-Effekte guter Beispiele seien geeignet, andere Staaten fast naturgemäß zur Übernahme von Regulierungen und Mechanismen zu bewegen.
Das Ganze bekam schon mehrfach Risse, zuletzt prominent bei den gescheiterten Referenden zum Verfassungsvertrag in Frankreich und den Niederlanden, später erneut in Irland. Und schon diese neuen Regeln erweisen sich in vielen Bereichen als weiterhin dysfunktional, wenngleich Stärkung von Parlamentsrechten, etc. als positiv zu werten sind.
Wie also könnte man in kurzer Zeit zu neuen Regelungen "motivieren", fast nötigen oder zwingen?
Anhand einer Krise, so funktionierte das schon oft.

Und indem man etwas, wie den Euro, sakrosankt setzt, und sein Scheitern sinnfrei an die Wand malt, mobilisiert man Kräfte und schürt Angst. Sarkozy sprach gar von "Generalmobilmachung" (FAZ) für den Euro.
Ob aber Griechenland mit Euro zahlt oder nicht, wird den Euro selbst nicht auflösen. Zumindest solange nicht, wie es den Willen der Eurozone sowie EZB gibt, diesen als gültiges Zahlungsmittel weiterhin aufrecht zu erhalten.

So gesehen müsste man die gebrandmarkten "Spekulanten" fast als "Systemfeinde" betrachten, schließlich wäre eine Aufhebung nur durch Übernahme oder Zerstörung von Grundfesten europäischer Demokratien und keineswegs durch ein wie auch immer geartetes Schuldenniveau möglich.

Egal wie hoch die Schulden auch werden mögen: Rein theoretisch ließe sich irgendwann ein Schnitt durchführen, Vermögen tilgen, Kredite löschen, gegenseitige Verbindlichkeiten negieren und einen Neustart der Währung durchführen. Und diese könnte auch erneut "Euro" genannt werden; die Konsumenten und Bürger brächten dem wohl nur wenig Vertrauen entgegen.
Beleg dafür ist auch, dass das Kapital für das möglicherweise in Anspruch zu nehmende "Rettungspaket" von den internationalen  Kapitalmärkten kommt; die Zweckgesellschaft nimmt die Verbindlichkeiten mit unterschiedlichen durch die Staatsbonds garantierten Zinsen auf und teilt sie auf eben diese Länder auf.
Schulden werden also mit neuen Schulden "gedeckt".

Momentan profitieren die USA noch von dem Geschrei über die Eurozone.
Sollte es irgendwann zur Thematisierung der Schulden und dortigen Probleme kommen, reden wir international über ganz andere Themen.
Und dann geht der Euro durch die Decke. Weshalb ich ja mit dem Gedanken spiele langfristig Euro zu kaufen.
Die Schulden am BIP sind höher, die Leistungsbilanzungleichgewichte ungleich höher. Im Blog von "Weissgarnix" sieht man das ähnlich.

Dinge wie Finanzmarkttransaktionssteuern oder Bankenabgaben bringen im Kern auch wenig bis nichts.
Letztere ist weiterhin viel zu niedrig, versucht wird mittels verschiedener Incentives, u.a. des Baseler Bankenausschusses, in den Banken direkt Änderungen vorzunehmen.
Instruktiv diesbezüglich ist bspw. ein überparteilicher Antrag aller Bundestagsfraktionen mit Ausnahme der Linksfraktion zum Thema Regulierung und Eigenkapitalvorschriften.

So äußerte Angela Merkel beim ordentlichen Bundeskongress des DBG zwar Verdruss über die größe und damit dem Erpressungspotenzial einiger Banken, doch sollen diese Institute eben nicht aufgespalten oder per se in ihrer Größe begrenzt werden, sondern grundlegende Eigenkapitalunterlegungen und -quoten erhöht werden.
So erreicht man größere Eigenkapitalreserven für gewisse Risikopositionen, aber keineswegs Reduzierung von Erpressungspotenzial. Das Eigenkapital kommt von externen oder internen Geldgebern. Selbst wenn die Unterlegung dann erfolgte, können Institute durch die Bilanz oder Übernahmen weiter wachsen und bilden damit zu viele Assets in der Bilanz ab, die bei einem Ausfall Dominoeffekte erreichen können.

Die Hilfen für Griechenland, die "Stabilitätsagentur" oder Zweckgesellschaft, dürfte dem Ecofin unterstehen und auch nie wieder aufgelöst werden.
Somit werden hier zwischenstaatlich Fakten geschaffen, welche vorher in intergouvernementalen Prozessen nicht erreicht werden konnten.
Wohl gemerkt: Das passierte bereits.
Anzunehmen ist ferner, dass die EU und vorallem Eurozone später, bei Beruhigung der Lage, andere und weitere integrative Prozesse einleiten werden.
Somit werden dann Akteure wie Merkel ihren Sprüchen "Wir gehen gestärkt aus der Krise hrevor" oder "stärker raus, als wir reingegangen sind" andere Inhalte als eigentlich vermutet beimessen.
So gehe ich davon aus, dass die Maastricht-Kriterien bzw. die Fähigkeiten der EU und Eurostats überprüft und umstrukturiert werden. Ebenso der Stabilitätspakt, schließlich haben Strafzahlungen für einen Defizitsünder keinerlei Sinn.
Noch schlimmer, vergrößerte man in aktueller Situation das Problem sogar und in Griechenland wäre solches wohl gänzlich unvermittelbar. Folgerichtig also wird diese Übereinkunft erneut außer Kraft gesetzt.
Durch die Direkthilfen und die Staatsanleihekäufe der EZB werden auch in diesen Institutionen und Verträgen Änderungen notwendig werden.

Das alles führt zu strukturellen Änderungen, die sonst vermutlich weit länger in Anspruch genommen hätten, so es ohne Druck überhaupt die Notwendigkeit dazu gegeben hätte.
So ist die mangelnde Integration fiskalischer, geldpolitischer Art eine grundlegende Unfähigkeit des Integrationsprozesses, aber durch die krisenhaften Erscheinungen auch Basis für deren Abschaffung und eine vertiefende Integration.
Allerdings könnte man das alles auch anders kommunizieren ohne äußerst durchsichtig das Ende einer Währung an die Wand zu malen, die nicht ansatzweise ansteht.
Man hätte bspw. spätestens beim ersten Paket für Griechenland aussprechen können, jegliche Schulden für alle Euroländer zu garantieren.
Wer, bzw. welche Institution, das tut, spielte zunächst keine Rolle. Eine hohe Zahl bzw. solcher Ausspruch hätte die Märkte wohl früher beruhigt und damit auch spätere Kosten gesenkt.
Aber wollte man das?
Sollte man das wollen, wenn man Änderungen wünscht, oder nicht lieber doch warten, bis der Problemdruck fast unerträglich hoch geworden ist?

Alles eher spekulativ und konstruiert.

Mittwoch, 19. Mai 2010

nach 750Mrd. #Euro, #Eurozone und #Eurokrise: Konsistent ist das alles nicht

Vor ein paar Jahren wurde es schon vereinzelt diskutiert, auch ich sah einen Sinn und Nutzen darin: Die Finanztransaktionssteuer, einer Art Tobin tax.
Damals allerdings gab es keine konsistenten öffentlichen Diskussionen, viele Querdenker wurden als inkompetent abgestempelt.

Irgendwie kommt mir vieles, was momentan in Reaktion auf die sogenannte "Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise" getan wird oder zumindest darunter firmiert, fast aktionistisch vor.

Die Beaufsichtigung von Hedge-Fonds bspw. hätte man schon bei der Zulassung dieser in Europa, mindestens aber Deutschland, erzwingen und bedingen müssen. Das letzte Ecofin-Treffen in Brüssel kann dazu kein Anlass gewesen sein; auch in vielen Büchern und auf Websits war seit Jahren vin Kritik bzgl. Regulierung und Beaufsichtigung dieser Akteure zu lesen.

Eine Transaktionssteuer verteuert zunächst einmal nur den Preis pro gehandeltem Finanzprodukt.
Bleiben wir im Börsenjargon und nennen das den Preis einer Order.
Zwei Orders ergeben einen Trade, Handel, also Kauf und Verkauf.
Ein Aufschlag von 0,05% auf eine Transaktion verteuert also den Preis, was zu einer Senkung der Liquidität führen müsste.
Theoretisch.
Schließlich sind Märkte u.a. dazu da, kleinste wie auch größte Transaktionen jeglicher Produkte so effizient wie möglich, also idealitär ohne externe Kosten wie Steuern, abzuwickeln.
Die Lenkungswirkungen staatlicher Interventionen stehen hier aber nicht allgemein zur Debatte.

Kaufe ich mir also demnächst eine Aktie bspw. in Frankfurt, so muss ich nicht nur die Kosten für den Handelsplatz, das Clearing und den (Online-)Broker und nachherige eventuelle Veräußerungsgewinne gemäß Kapitalertragssteuer von 25% tragen, sondern auch den zusätzlichen steuerlichen Anteil.
Fraglich ist schon, weshalb ich das sollte, schließlich trug ich nichts zur Entwicklung der Probleme internationaler Finanzmärkte bei.
Das taten große Banken, zu groß um sie sofort pleite gehen zu lassen und heute weiterhin nicht abgewickelt, Zentralbanken mit der Politik des billigen Geldes und "quantitative easing" in Reaktion auf die tech-bubble der Jahre 2000-2003 sowie auch Staaten mit ihrer Schuldenpolitik.

Bald könnten Menschen, die viel sparen und diese Beträge in Papierwährungen, dem Euro zum Beispiel, anhäufen die doppelten Verlierer sein: Erstens sinken finanzielle Zuweisungen, Transfers, des Staates, zweitens steigen mutmaßlich Steuern, in Deutschland wird bereits offen über einen MwSt-Satz von 25% diskutiert, und drittens bei einem Haircut und nachheriger Währungsreform.

Dies führt, wie die oben genannte Steuer, letztlich zu geringerer Marktaktivität, mithin ist damit zu rechnen, dass einige, sicherlich wenige, Akteure den Markt verlassen.
Was geschieht, wenn fallende Preise an Börsen auf sinkende Liquidität trifft, konnte man am Donnerstag vor zwei Wochen betrachten, als der DOW Jones bspw. in der Spitze um 1000 Punkte einbrach.
Sinkt die Liquidität durch austretende Marktteilnehmer, muss anderweitige Liquidität generiert werden; dies dürfte zu einer weiteren Intensivierung des High-Frequency Tradings an den Börsen führen.
Große Marktteilnehmer sind bis zu einem Grenzniveau nicht gezwungen oder übermäßig genötigt Märkte zu verlassen.
Gerade wenn man sich das Kapitalakkumulat eines größeren Fonds bzgl. eines Privatanlegers mit jeweils gleichen Anlagehorizonten vergleicht, so ergibt sich hier ein relativer Vorteil des Fonds.

Im Kern fordere ich weiterhin eine Abwicklung der Commerzbank sowie ehemaliger in dieser aufgegangenen Dresdner Bank.
Teile die sich am Markt refinanzieren konnten und heute wieder können dürfen ausgegliedert und nach staatlicher, vollumfänglich rückgezahlter Hilfen wieder in Privateigentum entlassen werden.
Der Rest wird auf Kosten der Anteilseigner abgewickelt.

Wo blieben eigentlich die etwa 12 Mrd. Euro für eine hauptsächlich private IKB, welche später zu etwa 150Mio. Euro an Lonestar verkauft wurde?
Und wieso pumpte man in diese Bank nicht noch weitere 10Mrd. Euro um sie später mit Beamten des Finanz- und Wirtschaftsministeriums und ggf. einer Beratergruppe privater, kompetenter, Finanzmanager finanziert durch den Bund aufzuspalten und später zu verkaufen?
Überlegt man sich einmal, was man für eine "gerettete" IKB mit leichter Sanierung heute bekäme, sind 150Mio. damalige Euro eher lächerlich.


Die "Verteidigung des Euro" war immer eine Chimäre, ich bezeichne es privat sogar als "Quatsch".
Nicht nur falsch angegangen, auch falsch bezeichnet.
Da dürfte die Erklärung Eekhoffs gestern auf Phoenix, die Staaten hätten aufgrund des EU-Vertrages nicht "helfen" dürfen und sich daher eine externe Bedrohung schaffen müssen, nicht falsch.
Einige fabulieren gar von "Finanzkrieg".
Die, die so argumentieren, sollten sich fragen, weshalb der Euro, die zu "rettende Währung", weiter fällt, nachdem sogar die Europäische Zentralbank (EZB) eine ihrer größten Stabilitätsfixierungen, aktiv keine Staatsanleihen zu kaufen, aufgab.
Der Euro sinkt im Vergleich zum US-Dollar beispielsweise weiter im Wert.
Im Übrigen verloren ALLE PApierwährungen seit ihrer Auflegung bis zu 90 Prozent an Wert - bspw. gemessen an Gold.
Wenn es, wie ich mutmaßte, allein um griechische Staatsanleihen ging, ist der Verweis auf den Euro hanebüchen, vollkommen irrational.

Jemand der nur geringen monetären Sachverstand hätte, müsste demgegenüber fragen, weshalb die Zentralbank nicht einfach die Zinsen des Euroraums erhöht.
Zinserhöhungen führen zu höhrer Attraktivität und Carry-Trades, wiederum zu einer Festigung einer Währung.
Natürlich ebenso zu massiv wachsender Staatsverschuldung und Zinstilgungsproblemen.
Das tut man nicht und es gibt absolut kein existenzgefährdendes Szenario für den Euro. Wir könnten auch jederzeit mit irgend einer anders lautenden Währung bezahlen, ggf. werden wir das irgendwann müssen. Wann das sein wird und ob Gold diese Rolle übernehmen wird, steht dahin.
Die EZB tut aber beides: Sie lässt die Zinsen absichtlich niedrig und kauft Staatsanleihen, monetisiert also griechische Staatsschulden. Wiewohl sie nach Aussagen einiger Zeitungen einige Instrumente neutral zurückfahren soll.

Auch hier hätte es die Gläubiger Griechenlands mit runterreißen müssen: Unter anderem auch deutsche Banken.
Und diese hätten wiederum NICHT vom Bund gerettet werden dürfen.

Aus heutiger Sicht ist es ganz logisch, dass Deutschland bei sinkenden Zinsen und steigenden Bond-Renditen Schulden aufnehmen und an Griechenland transferieren, das sich seinerseits wiederum nicht durch eigene Bonds finanzieren kann.
Die Anleger, Investoren und sogenannten Spekulanten müssen ihr Geld dann irgendwo parken; bei deutschen Bundesanleihen wird es auch irgendwann einen Boden bei den Zinsen geben, spätestens dann steigen sie irgendwann auch wieder an.

Der Ausgleichsmechanismus?
Die Währung.
Dieser fällt aufgrund der Interventionen des IWF, der Eurozone und der EZB aus.
Im Kern ist es eine riesige Umverteilungsmaschinerie, von der sich unser Staat durch eine oben genannte Transaktionssteuer wiederum einen größeren Einnahmeteil abschneiden wird. Schließlich muss unsere Finanzagentur doch hoffentlich ebenso Gebühren und Steuern abführen.

Alles nicht so richtig konsistent.

Sonntag, 9. Mai 2010

Retten, koste es, was es wolle in #Euroland (#Europa und #Euro) zur #Finanzmarktkrise

Eigentlich war es mit dem Satz des EU Komissionspräsidenten Barroso gelaufen.
Viel mehr kann von einer Exekutive, die ohne Zustimmung des Parlaments und Ministerrates nur bedingt handlungsfähig ist, nicht artikuliert werden.

"We will defend the euro whatever it takes"

vom 07. Mai 2010.

Dieser Ausspruch kommt reichtlich spät und im Gegensatz zu den vorher und bis heute teilweise anders lautenden nationalen Politiken, wie z.B. Deutschlands, in ungewöhnlicher Klarheit.
Bislang wurde hauptsächlich von der Stärke der Währung und Einlagen der Sparer gesprochen. Die grundlegende Existenz wurde nicht bestätigt.
Dies deutete bereits darauf hin, dass EU-Staaten ins Boot größerer finanzieller Hilfszusagen geholt und abweichende Positionen geschliffen werden sollten.
Dies ist im Prinzip nicht von vornherein notwendig.

Die Währung des Euro bestünde auch bei einem Austritt Griechenlands, selbst Portugals, Spaniens und beispielsweise Italiens fort. Die Mitgliederzahl verringerte sich ggf.
Allerdings besteht für die Eurozone auch eine gegenteilige Sorge: Können die Staaten mittels eigener Währung abwerten und ersparen sich durch den ECOFIN und IWF beaufsichtigte schmerzhafte Einschnitte in nationale Politiken, könnte die Bereitschaft und der Wunsch zum später erneuten Beitritt zum Euro merklich sinken.
Gerade wenn, wie dann zu erwarten, die Währung ihre Funktion als "Integrationskern" ausbaute. Schließlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass Griechenland später absehbar verschärfte Auflagen für den Beitritt zur Eurozone in sagen wir fünf Jahren wird bestehen können.
Mehrere sogenannte Experten gehen von notwendigen Anpassungsmaßnahmen mehrerer Jahre aus.
Schließt man also heute ein Land aus der Eurozone aus, könnte es passieren, dass ihm andere gezwungen oder gar freiwillig folgen, da eine Abwertung nicht nur die einfachere "Lösung" aus dem Schuldenproblem darstellt; die Eurozone würde auf Jahre hinweg auch weniger Aufnahmeaffin was Neumitglieder angeht.

Die aktuellen Verwerfungen werden sich, ähnlich wie die Finanz- und Wirtschaftskrise, so nicht mehr wiederholen.
Der Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt wird nicht mehr fortbestehen können, wenn er in krisenhaften Zuständen allein auf weitere fiskalische Haushaltssanktionen mit "Blauen Briefen" an die Staaten festhält.
Abgesehen davon, dass die Verschuldungsquote von 60% am BIP (Bruttoinlandsprodukt) in den meisten Staaten auf Jahre hinweg ohnehin utopisch sein dürfte.
Selbst Deutschland mit den niedrigsten Refinanzierungskosten an den internationalen Finanzmärkten, ausgedrückt an den Zinsen der Bundesanleihen, rangiert über diesem Niveau. Und das auch nicht erst seit einem Jahr.
Man drückte sich schlicht vor Konsequenzen.

Barrosos Einlassungen markieren den vorläufigen Höhepunkt antieskalativer Krisenrethorik verantwortlich handelnder Europapolitiker.
Wiewohl eine solche Einlassung eher dem Chef der Eurozone, Herrn Juncker, gebührt hätte und nicht einem Kommissionspräsidenten, der der gesamten Europäischen Union verpflichtet sein sollte.
Einem Mitgliedsland wie Großbritannien bringt eine solche Aussage überhaupt nichts; sie werden vielmehr bestrebt sein ihre Währung gegenüber anderen solchen abzuwerten und ihre Staatsschulden zu monetarisieren sowie inflationieren.
Denn deren Probleme sind auch nicht gering.
Und die der USA, die eine Sperrminorität im momentan viel-gerühmten IWF ausüben, ebenso wenig.

Ich halte auch weiterhin nichts davon, sich einen Akteur wie die USA de facto in die Eurozone zu holen, egal wie schlimm es um den Euro stehen mag.
Irgendwann stellen sich für diesen Staat ähnliche Refinanzierungsprobleme wie für Griechenland heute. Und wer wird dann wohl zur Seite springen? Der IWF mit seinen "Sonderziehungsrechten", die nach wie vor als stabilste "Währung" angesehen werden.
Und das nur, weil man keinen europäischen Koordiniationsmechanismus supranationaler Wirtschafts-, Finanz- und Arbeitsmarktpolitik implementierte und an der Behebung internationaler Leistungsbilanzungleichgewichte arbeitete.

Ich bekräftige meine vergebliche Hoffnung nach einer Flexibilisierung dieser gesamten Diskussion bzgl. einer verbalen Abrüstung der Bedeutung des Euro sowie der Mitglieder dieser Währung.

Wie nun auf der Website der Sueddeutschen Zeitung zu lesen wollen die Euroländer und der IWF ein erneutes "Hilfspaket" mit einer Gesamtsumme von rund 600 Mrd. EUR bis zur montäglichen Markteröffnung verkünden.
Das zusammen mit der Aussage Barrosos, die gerade aufgrund seiner Nichtzuständigkeit von so hohem Wert ist, und meiner Annahme, die EZB wird bald aktiv griechische Anleihen aus zweiter Hand kaufen, dürften die Kuh vom Eis bringen.
Zumindest vorerst.
Allerdings verläuft es mit Währungen anders als bei anderen Assetklassen: Während wachsende Inflationsraten durchaus mit wachsenden Rohstoff- und Aktienpreisen korrelieren können, verringert sich der Wert einer (Papier)währung bei steigenden Inflationsraten.

Dieses "kraftvolle Signal", welches laut Artikel u.a. von Merkel ausgesandt werden soll, kommt viel zu spät.
Man hätte deutlich früher verkünden können, jegliche Verbindlichkeiten auf jeden Fall zu tragen.
Bei einer guten, internen wirtschaftspolitischen Koordinierung hätten die Eurostaaten später Sanktionen gegen die Sünder beschließen können.
Nur fehlt es hier wieder an sinn- und wirkungsvollen Koordinierungsinstrumenten.
Man hätte sich aber wochenlanges Gehampel ersparen können; Den meisten führenden Politikern muss ohnehin immer klar gewesen sein, dass der Bestand der gemeinsamen Währung nie zur Disposition stünde und Staaten wie Griechenland auch nicht aus der Eurozone gedrängt würden.
Weshalb also ließ man die Diskussion so lange laufen und verkündete nicht, wie bei der deutschen sog. Bankenrettung, in jedem Falle für alle Verbindlichkeiten mit Hilfe des IWF aufkommen zu wollen?
Dies hätte eine weitaus günstigere Refinanzierung der sog. PIIGS ermöglicht.

Eine Europäische Anleihe sollte im Übrigen auch noch nicht aus den Augen verloren werden.
Und hier lief es, wie es seit zwei Jahren in etwa immer läuft: Zunächst wird gelächelt oder offen abgewiegelt und gar Abscheu zur Schau gestellt.
Und später, wenn der Zug fast vor die Wand fuhr, preist man sich als "durchgreifender", "handlungsfähiger" Politiker.
Dies geht fehl.
Sollten die Probleme nicht ganz grundsätzlich angegangen werden, stellen sich zukünftig irgendwann weit größere Probleme mit vollkommen anderen Diskussionen als heute.
Ob es dann überhaupt noch Papierwährungen geben wird, bezweifle ich weiterhin. Aber sei es drum.


Weiterhin bleibt für mich die Frage, ob die ökonomischen Kosten eines Austritts bspw. Griechenlands aus der Eurozone mit späterer Abwertung eigener Währung nicht um einiges sinnvoller gewesen wären, als aktuelle "Pakete", welche absehbar stark rezessive Wirkungen entfalten werden.
Dies drückt bspw. den Binnenkonsum und damit die Importe Griechenlands. Gleichzeitig *könnte* das Land verstärkt exportieren. Allerdings scheint sich kaum exportfähige Industrie angesiedelt zu haben, weshalb das Resultat ein europaweiter Nachfrageausfall dieses Landes sein könnte.
An wen will Deutschland, das bekanntlich unter Schwarz-Gelb weiter auf Basis des Exports wachsen will, seine Produkte verkaufen? zumindest was den Binnenhandel in der Eurozone betrifft?
Die politischen Kosten dürften nachvollziehbar höher ausfallen.

Wenn das sogenannte Hilfspaket seine Wirkung entfaltet, wird wenigstens die Charttechnik nicht Lügen gestraft, nach der der Euro mittlerweile auf eine stärkere Unterstützung zuläuft und im wochenvergleich verhältnismäßig stark überverkauft ist - was natürlich weiterhin anhalten kann.
Bislang spielt auch kaum jemand richtig die US-Story, wenige mahnende Waldesrufer, wie Roubini, lassen sich leicht überhören, solange man ein Griechenland und katastrophal auftretendes Euroland in Übersee hat.

Ein "Beleg" gefällig?
Trichet, der Präsident der EZB, wies zuletzt fast brüsk zurück, die EZB begänne womöglich in Bälde Staatsanleihen aufzukaufen. Was sie laut Europäischer Verträge als Erstkäufer auch nicht darf. Hier wären allerdings vielfältige tricksende Konstruktionen möglich.
Die FED, die Notenbank der USA, tut genau das schon seit Jahren; mittlerweile beträgt die Bilanz dieser über 2 Billionen USD.
Damit werden ganz nebenbei Renditen der amerikanischen Treasuries hoch und die Zinsen, die der Staat zu zahlen hat, niedrig gehalten.
Bei einem Staat, der sich wie die meisten anderen, stetig weiter verschuldet ökonomisch nicht sehr rational.

Oder auch: eine Bubble.
Und die Renditen sinken übrigens schon.

Dienstag, 4. Mai 2010

#Arriva und die #Deutsche #Bahn

Marktwirtschaft, Markt, Konkurrenz, Wettbewerb, sinkende Preise usw. usf.

War da was?

Im Vogtland, in Sachsen, wurde die Vogtlandbahn mit der Bewirtschaftung der Eisenbahntrassen beauftragt und erhielt den Zuschlag beim Vergabeverfahren des Landes/Landkreises.

Dies ist nun einige Jahre her; seitdem befährt die Vogtlandbahn als Tochterunternehmen der britischen Arriva Aktiengesellschaft unter anderem die Strecke Falkenstein - Zwickau im Stundentag in beide Richtungen.
Ursprünglich zog sich die Bahn aus der Fläche zurück, da die Strecken entweder unrentabel geworden seien oder einfach kein Interesse an der weiteren Trassenbewirtschaftung bestand.

Dass die Gleise, Bahnhöfe, etc. auch weiterhin im Eigentum der Deutschen Bahn AG (DB AG) und damit des Bundes verbleiben muss sicher nicht betont werden.
Dass die Vogtlandbahn dafür Nutzungsgebühren für jeden Trassenkilometer an die DB AG abführen muss, sicher ebenso wenig.

Nun kauft die DB AG die Arriva.
Da die Vogtlandbahn zum Arriva-Konzern gehört, beführe erstere somit de facto erneut genannte Trassen und könnte - ohne Eingriff von Regulierern wie des Bundeskartellamtes, etc. - langjährige Vergabeverfahren unterlaufen.
Zumindest ließen sich die Verträge nicht sofort lösen und Kreis und Land hätten daran wohl auch kein gesteigertes Interesse.
Das Kartellamt ließ bereits durchblicken, der Verkauf könne genehmigt werden, wenn sich die DB AG später von den deutschen Nahverkehrsteilen des Zukaufs trennte.

Wohlgemerkt: Ohne Regulierer käme dies nicht zustande und erfolgte eine ungehinderte Konzentration unter Ausschaltung des Wettbewerbers.
Damit kann nicht davon gesprochen werden, dass Märkte aus sich heraus zu effizientem Wettbewerb streben. Vielmehr suchen die Akteure Gewinnmaximierung und daher Konzentration zur Bestimmung ihrer Preise, Rendite und Nutzung der schieren Marktmacht.
Keine neuen Erkenntnisse.

Dass aber genau der Konzern, der die Strecken der heutigen Vogtlandbahn früher für ineffizient und zu teuer ansah, Nahverkehrsstrecken der Arriva kauft, die es ja aufgrund gewollter Liberalisierung des Schienenpersonennah- und fernverkehrs in Konkurrenzabsicht zur Deutschen Bahn AG gibt, ist doch ein klein wenig grotesk.
Weshalb meint die DB AG die jetzt im Paket zugekauften Strecken nicht selbst befahren und finanzieren zu können?
Weshalb braucht es dazu ein Privatunternehmen?
Wenn Bahnhöfe, Trassen, etc. doch ohnehin in deren Eigentum verbleiben und sie damit ebenso versucht, "Wettbewerber" unter Druck zu setzen?
Dann doch Wettbewerber lieber gleich aufkaufen und vom Markt verdrängen. Dass es dabei auch in Deutschland betroffene Trassen gibt und geben kann, merkt man öffentlich erst später.

Arriva - und damit die Vogtlandbahn - tat und tut nichts anderes als die Deutsche Bahn.
Sie befährt Eisenbahnstrecken.
Und dies sollte - theoretisch - zu gleichen Konditionen wie die der Deutschen Bahn AG möglich sein; Züge lassen sich effizieren, verändern und streckenspezifisch bauen. So wären die Investitionskosten des größeren Konzerns für kleinere Züge der VBT-Baureihe gemessen an Verschuldung oder Eigenkapital viel geringer gewesen als für Arriva.
Beide Konzerne müssen die Diesel- und Strompreise, hoffentlich, zu Marktpreisen einkaufen.
Auch hier allerdings dürfte schiere Größe für Rabatte sorgen: Die DB AG hätte auch dabei mutmaßlich Vorteile.

Einzig disponibel scheinen Löhne und Lohnkosten.
Diese können von Arriva massiv gedrückt werden - die DB AG dürfte auch aufgrund einer Bundeshaftung, öffentlicher Wahrnehmung und tarifvertraglicher Bindungen deutlich stärker "belastet" sein.
Damit tragen die Mitarbeiter die Rendite zum Arriva-Konzern.

Das allerdings hätte man auch mit Lohnsenkungen oder Ausgliederungen bei der DB AG selbst erreichen können.

Samstag, 1. Mai 2010

#Finanzkrise - wo stehen wir? #Griechenland, der #Euro, die #Eurozone, die #EU

Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise.
Wo stehen wir heute und aktuell?

Nach dem Sterben größerer US-Banken, was im übrigen auf geringerem Niveau weiterhin andauert, kam es zur de facto Pleite des westlichen Bankensystems.
Mit "de facto" meine ich erneut, dass ohne fiskalische Staatsintervention und Monetarisierung durch die Notenbanken keine der großen weltweiten zehn Banken überlebt hätte.
Bei einer marktnahen Pleite der deutschen HRE hätte es die Commerzbank/Dresdner Bank und damit auch die Deutsche Bank hinuntergerissen, mindestens aber in größte Probleme gebracht.
Eine Stützung aller Einzelbanken war nicht darstellbar, es flossen auch so schon mehrere Milliarden Euro, auch wenn es weniger als die ständig zitierten 480Mrd. EUR gewesen sein mögen. Dieses wiederum besteht ja aus expliziten Zahlungen, bspw. an die Commerzbank, sowie impliziten Bürgschaften und Garantien, also einer Schuldverschreibung der Bundesrepublik und eines jeden Steuerzahlers für das jeweilige Finanzinstitut.
Verluste wurden hierbei also sozialisiert.

Die Gewinne, die auch mittlerweile wieder erzielt werden, bleiben jedoch privatisiert.
So profitierte nicht nur die Deutsche Bank von der Rettung der HRE sowie bspw. Coba.
Ohne diese hätte sie einiges mehr an Abschreibungen, gerade auch im gegenseitigen Interbankenverkehr, vornehmen müssen.
Auch Gewinne aus dem Investmentbanking fließen wieder durchaus üppig.
Die Banken besseren ihre Bilanzen auf; sie füllen die Aktiva-Seite, die Passiva werden ihnen entweder abgenommen, können als Sicherheiten bei Zentralbanken hinterlegt werden, oder verbleiben in der Bilanz.

Sie werden auch weiterhin kritisiert, ihre äußerst grünstigen Refinanzierungsmöglichkeiten nicht an die "Realwirtschaft" weiterzugeben.
So sind bspw. Überziehungszinsen auf Girokonten, vulgo Dispositionszins, immernoch teilweise deutlich über 13 Prozent.
Während Zentralbanken weiterhin Gelder für etwa ein Prozent Zinsen an die Banken verleihen.
Bislang gibt es keinen durchgreifenden Anstieg der Inflationsraten, letzte Zahlen gingen von etwa 1% im Vorjahresvergleich aus, hauptsächlich höheren Kraftstoff- und Heizölpreisen geschuldet.
Unternehmen wie Opel oder Arcandor gingen entweder in die Insolvenz oder wurden "gerettet", also subventioniert um temporär am Markt zu überleben.
Eine Kreditklemme wird zumindest bislang noch nicht ausufernd beklagt.

Seit längerem bekannt, traten nun urplötzlich Diskussionen zu Schuldenstand und Defiziten einiger Euroländer in den Fokus.
Ganz vergessend, dass bspw. die USA mindestens ebensolche Probleme haben, aufgrund ihrer schieren Wirtschaftskraft und der monetesierenden FED diese bislang noch nicht in die breite Öffentlichkeit tragen mussten.
Die Defizite Griechenlands sind seit langem bekannt.
Ich erinnere mich genau an einen Artikel, den ich vor Jahren in der ZEIT las.
Tenor: Das Defizit Griechenlands ist höher als offiziell angegeben, die EU-Komission ist sich hinter vorgehaltener Hand dessen bewusst und dem Euro hätte das Land womöglich gar nicht beitreten dürfen.

So zeigt "der Fall" Griechenland weniger die Folgen der "Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise", in welcher Staaten also Verluste sozialisierten um gewisse Systembestandteile aufrecht zu erhalten.
Es zeigt sich auch nicht zum ersten Mal, dass Systeme und Institutionen zumindest zum Vertuschen neigen und Medien einer spezifischen heuristisch-alarmistischen Konjunktur unterliegen.
Das alles ist im Kern bekannt.

Viel deutlicher und klarer wird, dass das Konstruktum der Eurozone und der gemeinsamen europäischen Währung mindestens einen entscheidenen Fehler aufweist: Kein Land kann aus ihr ausgeschlossen werden oder freiwillig austreten.
Zumindest ist dies nicht expressis verbis in den Verträgen über die Europäische Union statuiert und kodifiziert.

Ich bin mittlerweile geneigt, darin einen Größenwahn der Väter und Mütter der EU sowie des gesamten gedanklichen Konstrukts zu erkennen.
Seit Jahren schon frage ich mich nun, inwiefern man die eigentlich recht obrigkeitsstaatliche und oktroyierte Diskussion über das "Projekt Europa" noch so fortführen möchte. Mehrfach wurden Verträge und Vertragsänderungen in späteren Referenden abgelehnt. Die Folge war regelhaft ein "Kauf" der beteiligten Staaten und Völker.
Wie kann einen einheitlichen Währungsraum vorsehen, ohne über einen Austritt oder "Rausschmiss" eines Staates nachzudenken? Wobei man sicherlich darüber nachdachte, aber annahm, die Völker oder Staaten empfänden darin eine übermäßige negative Bevormundung und passten damit ihren Euroskeptizismus intensitär entsprechend an.

Nur ist es illusorisch gerade ob der Kontruktion der Verträge und Eurozone eben kein Ausscheiden vorzusehen. Die Koordination nationaler Wirtschaftspolitiken ist schon äuerst lückenhaft; auf europäischer Ebene verbitten sich die Staats- und Regierungschefs seit Jahren weitere Kompetenzübertragungen auf die supranationale Ebene.
Das kann so nicht funktionieren, wenn man untereinander in dem Maße konkurriert.

Ich wünsche mir daraus folgend flexible Anpassungsmechanismen und zwar nicht unter Maßgabe des IWF. Der IWF ist eher Teil des Problems als dessen Lösung, schließlich zementiert er einen US-Amerikanischen Einfluss in Europa und dessen Währung. Und die USA haben eigene Probleme, es ist keineswegs ausgemacht, dass der US-Dollar auf Dauer so existieren wird wie bisher.
Wobei ich von einem Scheitern aller Papierwährungen ausgehe.
Das aber nur am Rande.

Der Austritt aus der Eurozone sollte ermöglicht werden, effizientere Sanktionsmechanismen, die eben nicht auf weitere Schuldenerhöhungen hinauslaufen wie der Maastricht-Vertrag, ins Werk gesetzt und nationale Wirtschafts-, Lohn- und Arbeitsmarktpolitiken zumindest so grundsätzlich vereinheitlicht werden, wie es eine gemeinsame Währung erfordert.
So sollten eben keine dauerhaften Leistungsbilanzdefizite dieser durchaus hohen Art zustande kommen, wie es in der Eurozone der Fall ist.
Die Europäische Union könnte daraus einen hohen Nutzen ziehen.
Dann müssten aber Äußerungen wie "der starke Euro muss überleben" oder "wir müssen alles tun", aufhören. Durch schnellere Aus- und Eintritte, die natürlich trotzdem verbindlich und von dauerhafter Natur sein sollten, könnten nicht nur Anreize für außen- und innenstehende Staaten für effizientere Anpassungsleistungen gefördert werden, wenn man bei Fehlverhalten auch ausscheiden kann und dies lange vorher offen kommuniziert wurde.
Außerdem ermöglichte dies eine dynamischere Konkurrenz zwischen dem chinesischen, europäischen und bspw. amerikanischen Währungsraum.
Aber auch dafür werden die Europäischen Verträge hinsichtlich eines "Kerneuropa" bzw. "vertiefte Zusammenarbeit" aus dem Lissabonvertrag überprüft und praktiziert werden müssen.