Donnerstag, 31. Dezember 2009

Auskehr Jahr 2009 und Einstimmung auf 2010

Das alte Jahr geht zuende, ein neues geht nahezu nahtlos darin über.
Ich bin kein Freund von "guten Vorsätzen", denn meist halte ich sie entweder nicht ein oder sie sind a priori sinnfrei, da ich den Inhalt dieser Vorsätze auch ohne ein neues Jahr umsetzen könnte.

Das kommende Jahr 2010 steht für mich im Zeichen der Minimalisierung.

Das beginnt prominent und von den meisten wohl eher belächelt in meinen Profilen von Internet-Communities. In diesen werde ich einmal gründlich aufräumen und dies auch bis zu einer Änderung der "Geschäfts- und Titulatspolitik" dieser Portale beibehalten.
So werde ich den Bestand der 53 StudiVz-"Freunde" drastisch zusammenstreichen.
Im Kern nutzte mir speziell das Studierendenverzeichnis bislang einzig zur schnellen Kommunikation mit Menschen, mit denen ich auch kommunizieren wollte und legte auch bislang keinen Wert auf Erhöhung dieser "Freundes"-Zahl oder anderen dabei zu helfen, dies bei ihnen zu tun.
Etwaige geldwerte- oder arbeitsmarktzugehörige Vorteile, die mögliche materielle Seite von Vernetzung und Verlinkung, wurden mir nicht zuteil.
Daraus schlussfolgere ich, dass ich meine Nutzung anpassen und nur noch "Freunde", die zumindest ansatzweise die Bezeichnung verdienen, in den Listen behalte.
"Karteileichen", die ich entweder nicht kenne und denen ich wegen eines angestrebten Gruppenbeitritts Freundschaftsanfragen schicken musste, oder Menschen mit denen ich ein Jahr, also 365 Tage lang, keinen Kontakt hatte werden gestrichen und "verdienen" auch keine Positionierung.
Ich nehme daher an, die Zahl der Verlinkungen, diminutivierend "Freunde" genannt, auf deutlich unter 50 reduzieren zu können.

Natürlich nehme ich den von extern oktroyierten Begriff der "Freundschaft" im Sinne der Communities und deren Betreiber nicht ernst.
Doch ermöglicht eine Verschlankung eine effizientere Verwaltung der Communities, weniger SPAM und durch meine Sicherheits- und Datenübermittlungspolitik, welche ich zukünftig noch deutlich restriktiver zu gestalten gedenke, weniger Aufwand und Bedenken bei neu entdeckten Sicherheitslücken. Die Ansichts- und Bearbeitungszeit sollte sich deutlich senken lassen und bietet daher Raum für neue Projekte und Aktivitäten. Eine Twitter gestützte Vernetzung bleibt aber vorhanden.

Facebook ist die ideale Plattform für professionelle und berufliche Kontakte und bietet deutlich mehr als das StudiVZ. Ich favorisiere es daher auch für neue Kontakte genannter Art; durch seine rationelle Datenweitergabe und -verarbeitung verringert es den Zeitaufwand um auf dem "Laufenden zu bleiben" doch enorm.


Das Jahr der Minimalisierungen setzt sich aber auch anderweitig fort.

Demnächst lasse ich endlich meine alte und viel zu teure Mobilfunknummer abschalten und tausche sie gegen eine bereits im Besitz befindliche günstigere Sim-Card aus. Durch Analysen meines individuellen Verhaltens- und Verbrauchsprofils bin ich für den aktuellen Mobilfunkbetreiber ein deutlich besseres Geschäft als er für mich.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist der "Neustart" bzgl. Kontakte und Menschen, die meine bisherige Nummer kannten. Deren Zahl wird sich nun ebenso massiv verringern, was mir wiederum Zeitersparnis bringen sollte.

Bei Ebay.de bin ich seit geraumer Zeit registriert; u.a. mittels dieser Plattform möchte ich weiter abrüsten und von materielle auf immaterielle, bzw. immobile Vermögens- und Wertgegenstände setzen.
Daher steht aktuell mein 21-Zoll-Monitor zum Verkauf. Folgen werden mein Big-Tower samt Inhalt, meine Friends-DVDs, eine Stereo-Analage sowie einige kleinerer Dinge. Was den weiteren positiven Nebeneffekt einer "freieren Umgebung" mit weniger Sorgen um eigene "Besitztümer", deren Pflege und Geld- sowie Zeitinvestition nach sich zieht.

Minimalismus soll aber teilweise auch ideenstiftend und motivatorische Relevanz bei politischen Projekten und Überlegungen Pate stehen bzw. zum Verständnis aktueller wie kommender Probleme und deren Lösung beitragen.
So ist gerade das Politikfeld "Verkehrspolitik" landes- und kommunalpolitisch äußerst interessant und manchmal auch brisant. So gibt es Städte und vorallem kleinere Dörfer, in denen kaum noch Verkehrsinfrastruktur vorhanden ist.
Meine Position zur Reduzierung der Autobahn-, Straßen- und PKW-Anzahl möchte ich auch 2010 offensiv vertreten. Die Grünen und einige Bekannte innerhalb dieser Partei werden auch weiterhin interessante Gesprächspartner sein. Ich denke dabei konkret an Umweltzonen, die CO²-Reduktion im Sinne des "Klimawandels" und Reduktion des Verbrauchs im Allgemeinen.
Verkehrspolitik wird ein integrativer Bestandteil von lebenswerten Kommunen werden müssen. Dabei sollte weniger auf Individual-, als auf öffentlichen Personennahverkehr wie Bus und Bahn gesetzt werden.
Hier darf ich dann sicher auch das "Maximalprinzip" vertreten: So viel Verkehr wie möglich auf die Schiene lautet das Credo.
Den Abgesang auf das Benzin- und Diesel-Auto muss ich nicht mehr einläuten, revolutionär wäre schon eher die Prognose der neuen, marktreifen und sich durchsetzenden Antriebstechnologie für die nächsten Jahrzehnte. Doch wäre dies ebenso gewagt.


Das gerade angerissene "Maximalprinzip" soll auch noch auf einem anderen Feld gelten: Dem ehrenamtlichen Engagement.
Dies möchte ich ausweiten und meine Vernetzung sowie Mitarbeit ausbauen.
Hier schweben mir vorallem Dinge wie die "Tafeln" oder auch die "Telefonseelsorge" vor, welche ich einerseits als "notwendiges Übel verschiedener politischer Entscheidungen", andererseits sinnvolle und befürwortbare Einrichtungen verstehe.
Beiden gebührt größere Zuwendung und Mitarbeit.


Im Allgemeinen genötigt es mich einen Blick auf meine Kontakte, deren Nutzen und abwägend sinnhafter Fortsetzung zu werfen.
So gibt es genug Leute, bei denen ein Kontaktabbruch nottut und der, wie bei anderen bereits geschehen, sich äußerst heilsam und perspektivenreich ausnehmen wird.
Ich erspare mir, abgedroschen von der Suche nach "den wahren Freunden" zu schreiben, ist dies doch sinnfrei, da es diese gar nicht gibt oder auch nur geben kann.
Doch gab es schon geringere Gründe aus denen Kontaktdichten meinerseits ausgedünnt wurden, es nutzte stets und wirkte sich belebend aus.
Und denen, die dann übrig bleiben, was deutlich weniger werden sollten, möchte ich auch deutlich mehr Zeit widmen und in sie investieren. Bislang wurde ich dafür in den meisten Fällen auf irgendeine Art und Weise belohnt. Danke allen dafür.

Bei Neujahrsgrüßen herrscht meinerseits in diesem Jahr ebensolcher Minimalismus.
Ich bin es leid, ständig über irgendwelche Communities "on the fly" und "btw." gegrüßt und auf den Umstand eines sich zum Ende neigenden Jahres hingewiesen zu werden und eine Antworterwartung erfüllen zu sollen oder müssen.
Ich erspare es mir also; betreffende Menschen wissen ohnehin bescheid, wurden bereits persönlich in Kenntnis gesetzt oder waren so wichtig, dass der Kontakt im Jahre 2009 beendet wurde.
Wie man es auch dreht, ergeben sich keine Grußnotwendigkeiten.


Allen, die irgendetwas gegen mich haben oder welche ein Problem mit mir gehabt haben sollten oder fortbestehend haben, richte ich hiermit noch ein mehr als freundliches "Ihr könnt mich alle! ;)" aus und verbleibe bis zum 01. Januar des sich jährlich-wiederholenden menschengemachten Trotts, genannt "Silvester" und "Neujahr".

Dienstag, 29. Dezember 2009

Idee - Übernahme - Kapitalismus und Online Communities

Wie viel bin ich wert?
Wie viel bist Du wert?
Das weißt Du nicht? Oder gar, welchen Sinn solches im Kontext von Communities wie dem StudiVZ haben sollte?

Eine Community beginnt womöglich als Kleinprojekt findiger Programmierer, die an Funktionen an anderen Angeboten vermissen oder sich und ihre Ideen in Teilen selbst verwirklichen wollen.
Sie erschaffen eine Plattform mit ersten Anmeldungen, Profilseiten, bauen sie datenbankgestützt dynamisch auf und spezialisieren sich auf ein Thema.
Irgendwann kommen sie auf den Gedanken wachsen zu wollen, machen Werbung, die Nutzer Mundpropaganda und andere werden aufmerksam.
Ein Segment gesellschaftlicher Reproduktion gelangt stärker in den öffentlichen Fokus und die thematische Befassung nimmt zu. Weitere Nutzer melden sich an.
Andere kommen auf den kapitalistischen Verwertungsgedanken, der besagt, dass sich damit doch ein "Gewinn" erzielen lassen können müsste.
Ein oder mehrere Investoren treten an die Betreiber heran, führen eine System- und Angebotsprüfung ein und geben Gebote ab.
Irgendwann wird ein Gebot angenommen und die Community veräußert.

Sie war auch schon früher Teil des kapitalistischen Produktionsprozesses, da sie ohne ihn nicht nur niemals entstanden wäre, sondern auch nicht lauffähig oder zur erlangten Bedeutung gekommen wäre.
Sie benötigt Strom, welcher wiederum durch Lohnarbeit, Arbeitsteilung und Ausbeutung natürlicher Ressourcen mit Gewinn durch Produktivitätsabstand zum Lohnausgleich zustande kommt, um überhaupt zu funktionieren, ferner eine menschliche Arbeitskraft, der durch die Programmierung Opportunitätskosten, mithin auch der Volkswirtschaft, entstehen.
Somit erzielten die "Betreiber" und Autoren direkt womöglich und wahrscheinlich noch keinen Gewinn durch Verwertungsinteresse; dies ändert sich bei Übergang auf einen klar gewinnorientierten Konzern.

Es ist davon auszugehen, dass es sich ein solcher Konzern nicht dauerhaft wird leisten können ein solches Projekt im Verlust zu betreiben.
Sagen wir, die Plattform wurde für den stolzen Preis von etwa 50 Millionen Euro veräußert.
Gehen wir ferner davon aus, dass die meisten Plattformen bisher und weiterhin Verluste schreiben, also ihre Betriebsbilanz nicht einmal mit einer schwarzen Null abschließen können. Dies ist nach meinem Kenntnisstand zumindest bei Facebook und Youtube, eigentlich sehr populäre Dienste, der Fall.
Gehen wir weiterhin davon aus, dass kapitalistisch-buchhalterische Logik zu Anwendung kommt, nach der mindestens eine schwarze Null, besser noch ein Gewinn aus der Unternehmung hervorgehen sollte, ja eigentlich hervorgehen muss.

Daraus lässt sich ableiten, dass erstens Schritte unternommen werden müssen, die Kosten des Projekts zu senken, zweitens die Einnahmen durch ebendieses zu erhöhen oder überhaupt zu bedingen und drittens dafür nur eine gewisse Zeitspanne mit Deadline vorhanden ist, die schnell zum Exitus führen kann, so sich keine durchgreifenden Fortschritte ergeben.

Viele Nutzer mögen keine Werbung und wollen sie auch nicht sehen, sie verwenden Werbeblocker wie das beliebte Firefox-Addon "AddBlock" mit großer Funktionalität. Hier fallen eventuelle Werbeeinnahmen auch per se weg, da es nicht einmal zu einer Einblendung, geschweige denn zu einem Klick oder Kauf kommt. Wie viele Nutzer dies betrifft sollte sich anhang der Browser- und Pluginkennzeichnung eruieren lassen.
Andere User werden schlicht nicht auf Werbung klicken oder über diese Werbung keine Produktkäufe einleiten, was wiederum keine Erträge generiert.
Bliebe eine andere Zahl, bei der das funktioniert. Wie hoch die diesbezüglichen Einnahmen wären kann ich nicht beziffern, doch gehe ich davon aus, dass dies weder die laufenden Betriebs- noch Werbe- oder Kaufkosten amortisieren kann.
Das Problem bleibt also.

Man könnte ferner versuchen den Nutzern kommerzielle Produkte als community-interne unterzujubeln und sie quasi zu nötigen, mindestens aber zu verleiten sie zu nutzen und publizieren.
Vielleicht erfindet oder portiert man neumodische Worte, Anglizismen, um dies "cool" und "modern" wirken zu lassen.
Fraglich ist aber auch hier, wie genau Einnahmen bei den kommerziellen Anbietern zu generieren wären, können sie doch nicht davon ausgehen, dass die Profilinhaber selbst oder deren "Freunde" resp. andere Nutzer mit dem Ziel des Produktkaufs darauf klicken.
Wäre damit verbunden nicht eine weitere Option die riesige Datenfülle nutzbar, damit verwertbar und zugänglich zu machen?
Zahlen spezifische Unternehmen nicht viel Geld für zielgruppenspezifische Angebote in den Communities selbst, aber auch für Verhaltensanalysen spezifischer, vielleicht sogar ausgewertet "realer" Nutzer?

Dies ließe sich nun fast unbeschränkt fortsetzen, der "Ideen" existieren viele.
Allein richtige "Verwertung" im Sinne Gewinnmaximierungsstrategien mag ich erfolgreich noch nicht erkennen.
Aber sei es zunächst drum.

Wichtig sollte in einem solchen Szenario sein, User anzuwerben, einzubinden, zu halten und affizieren, welche eine "leadership"-Funktion oder eine ebensolche als "Meinungsmacher" in verschiedenen Gruppen und Netzwerken ausüben.
Darüber wurde auf ZeitOnline zuletzt ein Artikel mit abgewandeltem Duktus publiziert: "Social Networks: Was verraten soziale Netzwerke? Alles!".
Diese User ermöglichen den Betreibern nicht nur "wertvollen", also realen und damit gewinnbringend verwert- und vermarktbaren Content zu generieren, sondern ziehen auch andere, neue User, neue Klientel und Gruppen an.
Genauso intensiv können natürlich auch deren negative Bewertungen wirken. So dürfte den Usern der Communities noch nicht einmal ansatzweise klar sein, was sie bewirken können, wenn sie sich eben nicht als Bittsteller gerieren, sondern "zusammen schließen" und - wie bei Facebook - auf bspw. eine "Dislike-Button" drängen.
Allein wird dies wie im realen Leben an der Uneinigkeit und vorgeblichen Individualität scheitern.

Daraus ergibt sich, dass gewisse User oder Profile schon heute unterschiedliche Wertigkeiten haben müssen und haben.
Mithin setzt sich nur die aus dem realen Leben bekannte Verwertung des Menschen in der Produktion und für kapitalistische Interessen in der "Online-Welt" fort.
Doch macht sich hier der Mensch zunächst selbst zur Ware - möchte man meinen.
Doch ist noch gänzlich unklar, welche Motive und vorallem Zwänge zu einer Registrierung in einer solchen Community führen und welche Sanktionen, Barrieren und Restriktionen vor einer Abmeldung bestehen. Die aus dem wahren Leben bekannte "soziale Kontrollfunktion" wirkt und existiert hier u.a. durch die Fiktion vermeintlich etwas verpassen zu können oder ebenso oder tatsächlich exkludiert zu werden.
Die Überbetonung sowie zunehmende Verlagerung vieler Lebensbereiche in das Internet tut dabei ihr Übriges.

Diese Wertigkeit setzt sich also sofort in die Profile und in einer höheren Stufe natürlich auch in die Communities und Plattformen selbst um.
So meinen wir zwar entweder "sehr individuell" zu sein und daher "individuelle Profile" zu haben und generieren zu können. Was zunächst machbar und logisch erscheint, halten wir uns doch auch real und persönlich allermeist für "sehr individuell" oder streben danach.
Genauso wie real ist diese Individualität aber auch virtuell eine Fiktion. Allein wird sie virtuell noch deutlicher.
Es wird tatsächlich versucht, Individualität zu kreieren oder darzustellen mithilfe kategorisierender und im ursprünglichsten Sinne kollektiver Werkzeuge. Wer weiß, wie eine Datenbank und deren dynamische Webseitenumsetzung funktioniert, weiß wovon ich rede. Daran ist nichts individuell, alle Einstelloptionen sind vorgegeben.
Womöglich neigen Communities demnächst stärker dazu, die in einem anderen Beitrag bereits angerissene "konstitutive Anonymität" sowie "kollektivistische Systemarchitektur" und damit des Kollektivismus in Reinkultur durch vermeindliche Individualisierung mittels "Demokratie" oder "demokratischer Abstimmung" abzuhelfen.
Es gibt bereits Ansätze und praktische Beispiele dafür, die - man kann es sich nach obigem unschwer selbst erschließen - aber nichts anderes als selbst wiederum fiktional sind, da letztlich dem Verwertungsinteresse weniger unterlegen, was nicht die Entscheidungsfreiheit vieler bedeuten kann und realitär tut.

Daraus wird eine Wertigkeit der Profile, weniger der Nutzer, deutlich. Die Nutzer werden losgelöst von ihren Daten.
Womöglich ist das die "Entfremdung des Lohnabhänigen von seiner Arbeit" des 21. Jahrhunderts.
Ob man das "Pflegen" oder Bestücken eines Profils als "Arbeit" bezeichnen kann ist fragwürdiger als die Communities und Profile als Ort der Reproduktion und eines gewissen "Marktzugangs" zu sehen. Ist doch mittlerweile bekannt, dass Arbeitgeber nicht nur in Suchmaschinen, sondern auch mittels Plattformen nach "geeigneten Bewerbern" suchen.
Ein solches Profil kann und wird also in wenigen, vielleicht auch wenigen, Fällen zu erhöhten Chancen und gesellschaftlichen Zugängen zur Reproduktion und Teilhsabe ermöglichen und bedingen.
Auch hier setzt sich ein bekannter Trend aus dem "realen Leben" fort.

Wieviel also ist ein Profil, sind die darin enthaltenen Daten und Informationen, "wert"?

Zunächst wäre zu fragen: "Qui bono?" - also wert für wen?
Der Nutzer erzielt womöglich einen kommunikativen Nutzen, sehr wahrscheinlich eine Nutzenproduktion durch Erlangung von "self-esteem" und angepasster Selbstdarstellung oder in Einzelfällen gar oben beschriebene Chancen qua Arbeitsmarktzugang und "produktive Kontakte".
Es dürften nur die allerwenigsten sein, aber so es sie gibt, dürfen sie analytisch-thematisch nicht außen vor bleiben.
Auch kommunikativer Nutzen ergibt sich nicht automatisch und verlang zunächst Agglomeration und Verwertung eigener Ressourcen, wie Fähigkeiten zum Wahrnehmen, zuhören, lesen, umsetzen und erneut an die Kommunikationsart angepasstes antworten. Also mithin kein bedingungsloser Wert an sich.
Für die meisten Nutzer dürften solche Profile Zeit kosten, die sie weder betriebs- noch volkswirtschaftlich produktiv sein lassen. Zumindest im herkömmlichen Sinne (bezahlte Blogs, etc. einmal ausgenommen).
Zumal sie - wie oben an den Betreibern ansatzweise verdeutlicht - noch einiges an Investitionen für Betrieb und Pflege aufbringen und eingehen müssen.
Für den "normalen" Nutzer ist es also, meine Auffassung, zumindest kein vulominöses Gewinngeschäft.

Für den Betreiber zählt die Wertigkeit eines Profils im Sinne seiner kapitalistischen Verwertbarkeit, also er Möglichkeit es oder Bestandteile dessen teilweise, ganz oder temporär zu vermieten oder verkaufen bzw. zur Verfügung zu stellen und damit kostendeckend zu arbeiten oder einen Gewinn zu realisieren.
Profile, die keinen ersichtlichen "Nutzen" haben, oder hinter denen einfach Bots, Computer, automatische Abfragesysteme bzw. Unsummen von Zweit- oder Drittprofilen stehen, sind demgemäß wertlos und kosten nur ressourcen.
Ein Positivum vieler Captchas in einigen Communities ist auch eine Erschwerung solcher Kostenproduktionen.
Betreiber sollten Nutzer wie "leader" oder "Meinungsführer", resp. "-macher" suchen, an sich binden und integrieren und ihnen eine - fiktionale - Mitspracheoption anbieten.
Durch sie erkennen sie bzw. deren automatisierte Abfragesysteme Nutzertrends, aggregieren diese und vermitteln bzw. vermarkten sie gewinnbringend an andere Unternehmen.
Außerdem dürfte die Wahrscheinlichkeit verwertbaren Contents in der Umgebung solcher "wertvoller Nutzer" höher sein, als unter der "normalen Nutzerschaft". Schließlich zeichnen sie sich durch besonders gute Vernetzung oder Aktivismus aus. Machen die Betreiber dann keinen Fehler und stellen diesen Nutzern Werkzeuge für Kollaboration und Kommunikation zur Verfügung, so könnten sie es schaffen sich einen Status der "Unverzichtbarkeit" anzueignen.
Doch dürfte dieser Status durchweg fluider sein als offline.
Die "normale Nutzerschaft" hat insofern einen Wert, indem die Daten- und Informationen einen Anfangsverdacht der "Echtheit" oder "Relevanz" vermuten lassen und werden dann nur noch durch ihre relative größe geschätzt. Sie können durch massenhafte Verlinkung und viele "Freunde" zwar viele Mitglieder anziehen, abstoßen oder attraktivieren, sind jedoch durch ihre gesellschaftliche Funktion offline wie online begrenzt. Und daher auch nur begrenzt "nützlich" und "verwertbar".

Konsequent wäre es also, eine Berechnung der "Profilverwertbarkeit für den Betreiber" vorzulegen und sgar in die Profile zu integrieren.
Natürlich tut man dies nicht, will man das offensichtliche doch in Darstellung zu verhindern versuchen: Die Erkenntnis der Reduktion auf das allgegenwärtige und systemisch notwendige Verwertungsinteresse als zumindest "höheres Prinzip über dem jeweiligen Einzelnutzer. Man verhindert damit auch die Erkennung des Wertes, des "kapitalistischen" Wertes des Nutzers, vielmehr aber seiner Informationen, Daten und des Profils.
Denn wäre dieser bekannt, könnte der User womöglich seinen Teil dessen einfordern wollen.
Die Nachricht, Communities schrieben allenthalten Verluste und seien daher eigentlich seit Jahren quasi "gutmenschlich" über Wasser und der Funktionsendegrenze gehalten worden, nutzt dann auch eher als sie schadet.

Sonntag, 27. Dezember 2009

Stalking und Communities

Da ich gerade mit einer Followerin bei Twitter eine kurze "Diskussion" zum Thema hatte, dachte ich über das Thema "Stalking im Zeitalter von Internetcommunities" nach.

Der größte und intensivste "Stalker" ist wohl der Staat und seine Strafverfolgungsbehörden sowie die Betreiber der Websites und Profile selbst (bitte nicht die Ironie überlesen).
Gerade diesen Betreibern stellen Nutzern solcher Communities alle Informationen die man einstellt kostenlos zu Verfügung und natürlich sind erstere nicht zu dumm damit Geld zu verdienen und die Nutzer wenigstens zu einer ihre Nutzerzahlen-maximierenden Informationsweitergabe zu nötigen oder zwingen.



Allgemein
"Stalking" an sich ist noch nicht lange ein durch das Strafgesetzbuch (StGB) sanktionierter Tatbestand und dürfte daher mannigfacher, vorallem gerichtsständiger, Rechtssprechungen unterliegen.

Durch die Informationen, die man in ein Profil einträgt - gehen wir einen moment von ihrer Richtigkeit, also einem Mindesten interessant und für einen "Stalker" verwertbar machenden Informationsgehalt aus - gibt man diese für prinzipiell alle assoziierten Profilnutzer frei.
Eine Kontrolle, was diese mit den Informationen tun gibt es nicht.
Dies ist auch im "reallife", also offline, gegeben, da jeder unser vermeindlichen "Freunde" Informationen an andere auch unerwünscht/-erlaubt weitergeben oder anderweitig weiterverwenden kann.
In Communities gibt es darüber hinaus die Freigabefunktion "Für Freunde von Freunden", was meiner Ansicht nach fast "Freigabe für Alle" entspricht, schließlich kennt man die sogenannten "Freunde" seiner "Freunde" oder - sehr viel passender und weniger perfide - "Kontakte".

Dass die Communities und deren Betreiber gewisse Bezeichnungen absichtlich verwenden, machte ich schon in einem anderen Beitrag thesenartig deutlich.

Gibt man Informationen also mit dem oben genannten Vermerk frei, so verliert man fast vollkommen Kontroll- und Einflussmöglichkeiten über deren Wahrnehmung und Verarbeitung.
Täten wir solches in der Realität? Denn dies sollte meiner Ansicht nach der letzte und sinnvollste Maßstab bei solchen Bewertungen sein.
Gäbe ich einem Freund eine Information, teilweise nicht unpersönlich, mit der impliziten Billigung bzw. aufgrund von Ziel und Richtung solcher Communties sogar Aufforderung der Weitergabe an andere "Freunde"?
Und interessanter noch: Die Weitergabe erfolgt nicht einmal mündlich, also in Zurechenbarkeit von Verantwortlichkeiten.
Die Community, also ein anonymes Datenbank- und Serversystem übermittelt die Information an andere Menschen, so auch "Freunde von Freunden". Damit - wiederum ein Anschluss an eine andere These - macht man sich Anonymität zur Überwindung von Gräben und Hemmschwellen zunutze.

Darum deduziere ich gleich einmal folgende These, damit sie mir nicht entfällt:
Nach aussen und oberflächlich betrachtet fusst der Erfolg von Netzwerken und Communities auf "Öffentlichkeit", auf Exhibitionismus der beteiligten Nutzer und Senkung von interaktiven Kommunikationshemmschwellen.
Dies aber ist nicht ohne die gleichzeitig-notwendige Anonymisierung und Anonymität des Datenverkehrs möglich, denn diese entlastet das Individuum von Erklärungs- und Selbstrechtfertigungsnöten für sich und andere.


Zurück zum Stalking.
Kann die Suche in öffentlich verfügbaren Informationen als "Stalking" bezeichnet werden?
Meiner Ansicht nach nicht.
Nahezu jede Community bietet zunächst die Möglichkeit, die eigenen Daten und Informationen gegenüber anderen Nutzern nur selektiv freizugeben.
Davon machen meiner Ansicht nach zunehmend Menschen Gebrauch und sehen sich hernach in eigener "Sicherheit" bestärkt, womöglich ziehen sie daraus sogar eine Art "Selbstbestätigung": Sie grenzen sich erneut schärfer gegen "unerwünschte" Individuen ab, leben aber in der Fiktion, wirklich nur "gewünschtes" weiterzugeben und teilhaben zu lassen. Ich muss ehrlich gestehen, dass auch ich schnell so dachte. Und gegenüber anderen Nutzern einer Plattform mag das ja auch richtig sein.

Das Problem ist zunehmend aber auch die Plattform selbst.
Und mit ihr die Nutzer, die mit dieser direkt assoziiert sind, andere Nutzer die sich - wie beim StudiVZ - Unzulänglichkeiten oder Programmierfehler zunutze machen.
Wie wir Strafverfolgungsbehören fast schon grotesk leichten Zugang zu unseren Nutzer- und Bewegungsdaten geben, war in einem Blog-Beitrag "Schöne neue Welt oder: Zeit für gute Vorsätze" von Anna List zu lesen.
Darin weist sie u.a. auf automatisierte Abfragen durch Behörden und standardisierte Abfragen amerikanischer Behörden OHNE richterlichen Beschluss hin. Etwas, worauf wie Datenschutzparteien, wie Grüne und FDP im Sinne deutscher Gesetzgebung dringend einmal aufmerksam machen sollten.

Jede Information, die öffentlich zugänglich ist, kann nicht "erstalkt" worden sein, schließlich stellt sie das Individuum ALLEN Menschen, also auch potenziell gefährlichen oder unerwünschten, frei zur Verfügung.
Es muss mindestens damit rechnen, dass genannter Personenkreis ebenso in den Besitz und die Verwendung dieser Informationen gelangen kann.
Nun könnte auf Basis dieser an sich korrekt erworbenen Informationen "Stalking" gegen das entsprechende Individuum betrieben werden.

Definitionen
Doch

"wird im Sprachgebrauch das willentliche und wiederholte (beharrliche) Verfolgen oder Belästigen einer Person verstanden, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigt werden kann."

als Stalking bezeichnet.

Dabei sind vielfache wissenschaftliche Definitionen und deren Zungenschläge für das Thema "Online-Plattformen" interessant und relevant, wobei es zumindest laut Wikipedia - nicht meine bevorzugte, doch die am schnellsten Überblick-gewährende Quelle - drei durchaus unterschiedliche und anwendungsfragwürdige gibt.
Mit zweien beschäftige ich mich nachfolgend eingehender.

"'[...] Stalking als „obsessives und unnormal langes Muster von Bedrohung durch Belästigung gegen ein bestimmtes Individuum gerichtet“ [...]'

"[...] Stalking eine „Verhaltenskonstellation, in der eine Person der anderen wiederholt unerwünschte Kommunikation oder Annäherung erzwingt“. [...]'

Alles, was hernach von Polizeiberatungen oder Statistiken ausgeführt wird, ist eher numerisch definierend denn thematisch-theoretisch erklärend.


Bleiben wir also bei obigem.
"Bedrohung durch Belästigung gegen ein bestimmtes Individuum" ist sehr allgemein gehalten und daher mutmaßlich breiter und häufiger anwendbar.
Eine Informationssuche und das mögliche Auffinden persönlicher Informationen in öffentlich freigegebenen Communityprofilen kann nicht als "Bedrohung" bezeichnet werden, da es eine passive und keine aktive Handlung der sofortigen Ansprache impliziert.
Eine "Belästigung" könnte sich durch erste oder erneute bzw. wiederholende Konfrontation des besagten Individuum mittels gewonnenen Informationen ergeben.
Allerdings gilt auch dann der Sukzessionsvorbehalt, wenn er zunächst auch perfide anmuten mag: Die Informationen, auf denen dies basiert, wurden vom Individuum selbst freigegeben. Zumindest der Inhalt solcher "Belästigungen" muss dann eher vorsichtig kritisiert und sanktioniert werden, wäre es doch auch möglich (gewesen) einen Informationsvorbehalt zu üben.

Richtig dürfte aber auch sein, dass sich das Individuum bis zu einem gewissen Punkt zumindest nicht für eine Informationsfreigabe wird rechtfertigen müssen, schließlich ist auch das ein Teil individueller Handlungsfreiheit.
Das allerdings hat und muss zwingend Grenzen haben, sonst öffnete man unbeschränkten Ansprüchen Tür und Tor: Wenn prinzipiell gelten sollte, dass jeder jede Information freigeben darf, ohne mit negativen Konsequenzen rechnen und diese gegebenenfalls einkalkulieren zu müssen, bedingt das ebenso Unfreiheit.
Die Nutzer und Betreiber oben genannter Angebote muss dies natürlich zwingend anders sehen, haben sie doch ein vitales, vorallem auch kaufmännisches Interesse, an von ihnen monopolisierter Informationsexternalisierung und -übermittlung.
Dass ich richtig verstanden werde: Die Veröffentlichung von Informationen eines Individuums ermöglicht oder legitimiert keineswegs die "belästigenden" Handlungen eines anderen. Zumindest im Allgemeinen und dem akuten Informationsgehalt vorgehend nicht.

Wird das Individuum also mit aus einer öffentlichen und öffentlich zugänglichen Community gewonnenen Informationen "belästigt", so ist nicht der Gewinn der - möglicherweise persönlichen - Informationen das Problem, sondern bestenfalls die Belästigung, also aktive Handlung, selbst.
Dem Individuum sollte es zumutbar sein, persönliche Informationen einzuschränken oder zumindest für eine spezifische Person, den oder die "Stalker/in" zu beschränken oder ihn/sie gar davon auszuschließen.
Das ist mit aktuellen technischen Mitteln kein unzumutbarer Eingriff in die individuellen Freiheitsrechte und Richter sowie Polizei dürften dem auch aus Kostengründen den eindeutigen Verfahrensvorzug geben.
Wobei ich nicht verhehlen möchte, dass ich Rechtsbrüche oder mangelnde Rechtspflege aufgrund gekürzter Mittel für skandalös halte, zu betrachten bei pauschal eingestellten Verfahren kommunaler oder kreislicher Behörden sowie Gefängnissen, usw.

Weiterhin nicht unbedeutend wäre sicher die Art und Weise der "Belästigung".
Erfolgt diese über die Communities, welche auch den Bezug der Informationen ermöglichten? Erfolgt sie über andere Communities oder geht sie gar in den "öffentlichen", also "offline" und realen Bereich über?
Mutmaßlich dürfte dem so sein.
Communities bieten die Option, einen Kommunikationsverkehr zu Individuen nahezu geräuschlos vollkommen zu unterbingen.
Allerdings - so auch meine Kritik - zieht es bspw. das StudiVZ vor, den "ignorierten" Nutzer über den "veränderten Nutzer- und Sichtbarkeitsstatus" zu informieren.
Dies könnte zu neuen Handlungen animieren und sollte daher aufgegeben werden.
Am sinnvollsten sollten einem "ignorierten Nutzer" jegliche Informationen verborgen bleiben und ein Auffinden des Profils, sowie selbstredend Kontaktoptionen, unzugänglich und unmöglich sein.
Beim StudiVZ steht zu hoffen, dass die Betreiber dieses Ansinnen verstehen, ist es doch "löchrig", um es einmal freundlich zu umschreiben.

Irgendwann könnte es so laufen, dass ein Nutzer einen "ignorierten" oder "zu ignorierenden" aufgrund Belästigungen, etc. in allen Communities sperren muss, in denen er/sie registriert ist.
Dies könnte dann tatsächlich eine "unzumutbare Härte" sein oder werden.
Womit sich die Praxis von Unterlassungsklagen und Anzeigen auch auf diesen Online-Bereich ausweiten könnte.
Vorher allerdings steht zu vermuten, dass die Betreiber als Mediatoren viel stärker in "Haftung", oder besser in "Mitverantwortung" genommen werden als heute. So dürften Richter und Gerichte zunächst zumutbare Auflagen an Betreiber stellen, die Sicherheit der Nutzer zu garantieren oder bspw. unerwünschte, resp. belästigende Nutzer gänzlich erfolgreich und dauerhaft zu sperren.
Umso sinnvoller, je früher Plattformen und Betreiber wie StudiVZ ihre Sicherheits- und Privatsphärenpolitik ändern und Systeme anpassen. Sie kommen meiner Ansicht nach nicht darum herum und womöglich werden ihnen die Nutzer das per Mausklick irgendwann diktieren, sollten sie eklatant im Hintertreffen liegen.

Wenn der "Stalker" aber öffentlich gewonnene Informationen nutzt um damit öffentlich, also "offline" und real nachzustellen, zu verfolgen und "belästigen", dürfte die erste Erwägung der Informationsrestriktion zwar bestehen bleiben, aber dennoch Unterlassungsverfügungen an Bedeutung gewinnen.
Zumindest die gegen ebendieses Nachstellen mit umfänglicher inhaltlicher Definition.

Es kristallisiert sich also mehr und mehr heraus, dass nicht die öffentlich gewonnenen Informationen oder die "Nachstellung" im Web bei Communities das Problem sein könnte, sondern deren Portierung in das reale Leben.
Wobei man dann wiederum mit den Mitteln des heute angewandten und "bewährten", ich meine das nicht systemstabilisierend, Strafrechts agieren kann.
Die Einbeziehung der Betreiber und eine Ausdehnung der Herrschaftsbereiche der Staaten auf das Internet dürfte die Problematik "Online-Stalking" eher stark begrenzen.
Zumindest wenn man die Eins zu Eins-Konfrontation zweier Individuen betrachtet.
Dinge wie "üble Nachreden" in Netzwerken können damit natürlich nicht gemeint sein; diese dürften aufgrund der Einfachheit, Kostengünstigkeit und der "Netzgläubigkeit", die meiner Ansicht nach stetig zunimmt, zunehmen und sich intensivieren.
Inwiefern dies aber passgenau als "Stalking" zu bezeichnen ist, ist aufgrund obig deutlicher Definition zwischen zwei Individuen, privatsphärebeschränkend, doch eher fraglich.


Die zweite oben genannte Definition, "Verhaltenskonstellation, in der eine Person der anderen wiederholt unerwünschte Kommunikation oder Annäherung erzwingt" ist schon wirksamer und interessanter, wenn man "Annäherung" auch virtuell und "Kommunikation" als umfänglichen Begriff, also die "virtuelle Existenz inklusiv", versteht.
Dann wären Nachrichten in Communities mit Inhalt, Ziel oder Richtung "Belästigung" aufgrund dort gewonnener Informationen, oder mittelbarer Verwendung dieser, als "Stalking" zu bezeichnen.

Allerdings ist dann fragwürdig, inwiefern man "Kommunikation" überhaupt als definitorisches Element des "Stalking" verstehen kann, wenn Informationen und die eigene Person öffentlich zur Schau gestellt, ja dies geradezu erwünscht und erwartet wird.
Natürlich schmälert es eine Strafttat oder deren Bestand nicht im Geringsten, doch muss meiner Ansicht nach veränderte Kommunikationsgewohnheit des Individuums und der Gesellschaft selbst zu einer Bewertungsänderung oder zumindest -infragestellung führen.
Inwiefern es dann sogar als intensiver und störender bewertet würde, weil ebendiese Kommunikationsformen und -mittel mittlerweile zum "Standard" gehören und für einige sogar "notwendig" sind, steht dahin.

"Annäherung" und "Kommunikation" im Sinne öffentlicher Plattformen kann aber wiederum, wie oben bereits kurz dargetan, durch ebendiese Plattformen administrativ oder - sofern gegeben - durch deren Nutzer beschränkt oder einseitig unterbunden werden.
Auch hier sollte das Individuum, dass angibt "bestalkt" zu werden, zunächst Schritte unternehmen um dies zumindest einseitig und für diese spezifische Person zu unterbinden.
Tut es das nicht, sollte dies mindestens bei der Strafzumessung berücksichtigt werden, ist dessen Verhalten dann doch "ambivalent".

Diese zweite Definition aber bietet deutlich mehr Raum für potenzielle Anwendbarkeiten auch im virtuellen Raum, der sich anscheinend immer stärker Einfluss und Platz nimmt im menschlichen Leben.
Nun könnte ich noch themenfern auf die Selbstwahl dessen eingehen, doch erfolgt dies in einem anderen Beitrag.


Mein Befund ist in sich unschlüssig:
Einerseits kann man das "grabben" öffentlich zugänglicher Informationen meiner Ansicht nach nicht als "Stalking" oder "Nachstellung" bezeichnen.
Des Weiteren gehe ich davon aus, dass dem Individuum bis zu einer "Zumutbarkeitsgrenze" auferlegt werden und sein dürfte, die Weitergabe von Informationen virtuell an "unerwünschte Personen" zu unterbinden.
Auch und gerade dafür bieten aktuell verwendete Communities verhältnismäßig gute Möglichkeiten, wenn sie auch nichts gegen den Datenhunger und die -weitergabe an deren Betreiber tun und intensionär tun wollen.
Auch das Kontaktieren mittels Online-Communities kann nicht per se als "Stalking" bezeichnet werden, egal mit welchen Informationen dies geschieht.
Allerdings ist das wiederum eine Verantwortungsumkehr für eine eigentlich gesellschaftlich "unerwünschte" und damit von diesre sanktionierten Handlung; wird das Individuum doch zur Sicherung der eigenen Privatsphäre zunächst zur Beschränkung seiner "public personality", also öffentlich zugänglichen Informationen, aufgefordert.
Dies könnte eine zumutbare, unter gewissen umständen aber auch unzumutbare Härte darstellen, so bespw. wenn es auf umfängliche öffentliche Informationen seiner Person existenziell - beruflich - angewiesen ist.
Der Regelfall allerdings dürfte anders aussehen und daher mit oben genannter Verantwortungsumkehr einher gehen.
Sind solche Community-eignen Optionen umfänglich ausgeschöpft, versteht sich intensivere Strafverfolgung schon von selbst.

Die Kernfrage einer möglichen Abwägung und des Interesses wäre also, inwiefern also ein Nutzer einen anderen "ignorieren", oder ihn mittels wie auch immer gearteter "Igonore-Funktion" von neuerlicher Kommuninkation abhalten muss, bevor er/sie weitere rechtliche Mittel rechtmäßig und mit Erfolgswahrscheinlichkeit in Erwägung ziehen kann/sollte.
Auch hier bleibt der Befund ambivalent: Rein rechtlich sollte man zu solchen Maßnahmen nicht erst gezwungen sein, doch dürfte die Praktikabilität aufgrund schier riesiger Datenmengen, bisher inkonsequent kontrollierbarer Plattformen und unterfinanzierter Behörden dazu nötigen.
Rechtsbeugung also zunächst voraus.

Festzuhalten ist allerdings, dass eine "Annäherung" und "Kommunikation", die nach "Ignorieren", also Beschränkung bzw. Verunmöglichung derer, aufhört bzw. nicht weitergeführt wird oder mglw. würde, nicht als "Stalking" im strafrechtlichen, harten Sinne mit direkter Folgewirkung bezeichnet werden kann oder sollte.

Freitag, 25. Dezember 2009

[Kommentar] 'Wirtschaft und Moral: Liebe in Zeiten des Marktes'

Verklärende Worte muss ich gerade in einem Beitrag auf FAZ.NET lesen, Thema "Wirtschaft und Moral: Liebe in Zeiten des Marktes".

Zunächst klingt die Überschrift ganz interessant, gerade der Dualismus "Wirtschaft" und "Moral" verspricht einen (Selbst-)kritischen Unterton zu treffen.
Doch gleich der Nachsatz "Liebe in Zeiten des Marktes" motivierte mich fast schon nicht weiterzulesen.

In letzter Zeit werde ich äußerst skeptisch, wenn ich die Wendung "in Zeiten des/der" irgendwo lese.
Leider verwendete ich sie selbst und tue das auch heute noch ab und an, obgleich ich dies zu vermeiden suche.
Denn stets geht damit nicht nur etwas historisierendes, sondern ein zum Dogma gewandter "Exklusivitätsanspruch" eines Ereignisses oder einer Tat einher.
Darauf fussend werden meist Einstellungen und Maßnahmen gefordert, sie sich meist von allem bisher dagewesenen prinzipiell zu unterscheiden hätten.

Ich zitiere hier mit nachheriger Kommentierung Teile des von der FAZ zitierten Beitragsauszugs aus dem Buch Roger de Wecks, ohne detailliert auf alles eingehen zu wollen oder zu können.

"Verliebtheit ist unökonomisch, der verliebte Mensch unternimmt Sinnloses, Zweckloses, Nutzloses, Hoffnungsloses."

Ob ich das anzweifeln soll?
Ja, ansatzweise könnte ich das. Wer sagt, dass der sich "verliebende Mensch" keinen Positivnutzen daraus zieht?
Nur weil er - oder ein anderer Betrachter - es nicht sofort so empfindet, bestätigt es nicht die These.
Das "Sich-verlieben" könnte auch einer Rationalität folgen, die zu einer Verhaltensänderung des Individuums sowie des angehimmelten Individuums folgt. Schließlich zielen gerade die Dinge, die de Weck als "Sinnloses" und "Nutzloses" bezeichnet, auf eine Verhaltensänderung oder zumindest -beeinflussung des anderen Individuums.

"Dessen ungeachtet ist die Kinderliebe der Eltern so bedingungslos wie die Elternliebe der Kinder. Beide beruhen nicht auf Geben und Nehmen."

Das ist schon insofern falsch, da jede "Liebe" ursprünglich auf mindestens einem "Nehmen" beruht: Nämlich das Nehmen des Lebens, resp. das Geben des Lebens durch die Eltern.
Eigentlich ein egoistisch-biologistischer Fakt, doch idealisieren und emotionalisieren wir ihn und erreichen damit eine Überhöhung und höhere Wertigkeit.
Eine Elternliebe der Kinder könnte also niemals stattfinden, wären diese nicht zuvor geboren worden. Was wiederum eine "Leistung" bzw. Handlung der Eltern voraussetzt.
Also nichts "bedingungsloses".


"Die herkömmliche Wirtschaftswissenschaft hat Freunde gar nicht vorgesehen."

Vielleicht tut sie dies nicht, weil sie die zwischenmenschlichen Beziehungen auf rationaler Basis zu erklären sucht?
Und wer sagt, dass "Freundschaft" keiner wie auch immer gearteter psychologischen Verwertung einer Person beruht?
Lässt sich jemand bspw. in einer als "Freundschaft" empfundenen Beziehung ausnutzen, so sollte er daraus - theoretisch - einen Nutzen ziehen oder aufgrund höherer Opportunitätskosten andere Handlungen erwägen.


"Warum arbeiten Menschen gemeinnützig?"

Weil sie erwarten oder hoffen, dass auch andere dies tun?
Oder wir müssten alle Erwägungen bzgl. "Positionsnutzen", "Selbstbestärkung" und "Streben nach sozialem Status" ad acta legen.


"Wieso setzt ein Passant sein Leben aufs Spiel, um einen Ertrinkenden zu retten?"

Wenn er es nicht tut, passiert ihm nicht.
Sehen andere aber seine offensichtliche Verweigerungshaltung, so könnten sie ihm erstens negativ gegenüberstehen, eine soziale Exklusion seiner Person betreiben oder ihm ebenso Hilfe in Notsituationen verweigern.
Höhe "Kosten" in jedem Falle.


"Der Darwinsche Kampf ums Überleben hat die Spezies Mensch nicht nur auf Konkurrenz getrimmt, sondern auch auf Solidarität."

Weil Solidarität dauerhaft weniger kostet als brutaler Wettkampf.


"Auch Liberale, die das Individuum in den Mittelpunkt rücken, müssen es als soziales Wesen begreifen. Es braucht gelingende Beziehungen zu seinen Mitmenschen wie die Luft zum Atmen; ohne Zuwendung und Zuneigung verdorrt es."

Das ist zu bezweifeln; Es wäre zu keinem Fortschritt fähig oder mglw. nicht dauerhaft überlebensfähig.
Aber daraus ein Zwang zur Gesellschaftlichkeit abzulesen, geht zu weit.


"Der Kapitalismus scheitert, wenn er sich zu sehr auf diesen homo oeconomicus - etwa auf den Bonus-Banker - stützt und ihn sogar heranzüchtet."

Jetzt weiß ich auch, was der Beitrag selbst soll.
Das ist so natürlich viel zu eindimensional. Theoretisch kann es bei allseitig zweckrationalen Marktteilnehmern nicht zu solchen Verwerfungen kommen, da diese Verwerfungen selbst auf Irrationalitäten beruhen.
So die graue Theorie.


"Heute beherrscht der Markt die Gesellschaft, statt ihr zu dienen."

Das allerdings sehe ich ebenso.


"In einer enthemmten und enthemmenden Wirtschaftsdoktrin liegt der tiefere Grund für die Krise. Der Markt ersetzte sowohl die Moral als auch die Politik."

"Der Markt" ersetzte nicht "die Politik", letztere ließ sich bereitwillig ersetzen, bzw. sah dies als sinnvoll und notwendig an.
"Der Markt" ist kein höheres Wesen, wird konstitutiert und bedingt nur durch Menschen.


"Einen "freien Markt" kann es nicht geben. In Peter Ulrichs Worten: "Es gibt gar kein von ethischen und politischen Voraussetzungen freies marktwirtschaftliches System.""

Auch das findet meine Zustimmung.


"Je stärker sich Menschen zusammengehörig fühlten, desto bewusster befolgten sie Regeln des Zusammenlebens, erläutert der Psychoanalytiker und Ethnologe Mario Erdheim."

Desto stärker wirken soziale Kontrollmechanismen und individuellle Verhaltensbeeinflussungen träfe es wohl besser.
Denn auch dem muss Kritik entgegen gebracht werden, was der Verfasser auch täte, wäre er nicht einseitig unkritisch.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Weihnachten (2)

Eigentlich ist das hierzulange gefeierte und tradierte "Weihnachtsfest" reichlich perfide. Zumindest wenn man von einer hohen Anzahl Atheistischer oder Agnostischer Bevölkerungsteile ausgeht.

Da trifft man plötzlich auf Menschen, die man im ganzen restlichen Jahr weder sah noch sprach. Sie kommen stets an den "Tagen zwischen den Jahren", vermutlich weniger um anderen Menschen wirklich freundlich zu begegnen. Dazu bräuchte man keinen Heiligabend, kein Weihnachten oder Silvester, schließlich sind dies auch nur Tage wie alle anderen.
Nein.
Sie tun es für sich selbst, um sich die Fiktion eines "gesunden" soziales Umfeldes aufrecht zu erhalten und sich durch ihre eigenen Mitteilungen besser zu fühlen.

Ebenso mit "Geschenken".
Zunächst einmal ist es regelhaft unmöglich den Geschmack eines Beschenkten zu treffen, ohne ihn oder sie direkt danach zu fragen.
Fragt man allerdings, ist das "Außergewöhnliche" des "Weihnachtsfestes", nämlich eine Zuwendung ohne Kenntnis des Inhalts oder der Sache zu erhalten, dahin.
Schließlich könnte man jedem Menschen an jedem Tage etwas zukommen lassen können.
Wenn man sinnvoll und zielgerichtet beschenken möchte, muss die Geheimniskrämerei aufgegeben werden und damit etwas, was für einige Menschen doch relevant und positiv besetzt zu sein scheint.
Das Beschenken bedient des Weiteren eine Art Altruismus, abgeschwächt und gewandelt bspw. im Sinne verschenkter Gutscheine ersichtlich.
Diese Gutscheine sind, wie in einem anderen Beitrag angerissen, Wechsel auf die Arbeitskraft anderer Menschen.

Menschen kommen an diesen Tagen "traditionell" vorbei und wollen ihre Zeit "gut" und positiv "miteinander" verleben.
Sie erwarten von vornherein eine positive Atmosphäre und Ausstrahlung beteiligter Personen und begründen damit eine gewisse Perfidie.
Die "Traditionen" werden ohnehin gesellschaftlich übergeben und in Sozialisierung tradiert, viele wollen dies nicht einmal ansatzweise infrage stellen oder wenigstens hinterfragen.
Die hierbei erneut deutlich werdende Kontrollfunktion der Gesellschaft gegenüber dem Individuum bedingt eine Verhaltens- und Handlungsgleichrichtung wenigstens an wenigen Tagen des Jahres.
Wirtschaftliche Beziehungen und Erwägungen, wie Gewinnrationalität, Wettbewerb und das Ausnutzen des "Weihnachtsfestes" mit Apellen an die empfindsame, konsumistische Seite der Menschen, brechen sich nicht nur in geänderten und meist verlängerten und auf sonst freie Sonntage ausgeweitete Ladenschluss- und öffnungszeiten bahn.

Menschen, die sich im Rahmen dieser tradierten Rollen- und Handlungsvorstellungen bewegen, können eine gewisse "Richtigkeit" ihres Handelns durch gesellschaftlichen Gleichklang für sich reklamieren. Damit fällt es leichter gewisse Dinge nicht erklären oder gar begründen zu müssen. Es täten ja alle und so müsse es dann auch sein.

So verhält es sich übrigens auch mit "Neujahr", Jahre an sich, Kalendern oder Geburtstagen.
Alles von Menschen gemachte Sanktionsmechanismen um Leben und Handeln zu strukturieren.
Somit könnte man Konsum- und Schenkverweigerungen als Teil einer Individualisierung verstehen; von den meisten freilich kritisiert.

Es gibt für zumindest einige Menschen gar keinen rationalen Grund mehr, "Weihnachten" anders zu verbringen als andere Tage, also zu "feiern", nimmt man die gesellschaftlich vorgegebene Kontrolle heraus.
Perfiderweise bedingt eben diese gesellschaftliche Kontrolle durch Überwälzung eines Individuums auf ein anderes oder einer Gruppe aus jenes einen Gewinn an "Selbstbewusstsein", "Selbstkontrolle" und positives Empfinden aufgrund erfolgreich geleisteter Anpassungsleistung.
Denn durch Weihnachtsprogramme, Änderung der Supermarktsortimente, Neujahrsansprachen, Neujahrsprogramme, Bäume und Lichterketten wird dem Individuum zu verstehen gegeben, dass es seine Handlungen anzupassen hat und sich nach Erfolg richtig und "integriert" verhält.
Genau diese Weitergabe führt erneut zu einer positiven Selbstwahrnehmung nach der zwar gestrebt wird wie nach einem inexistenten "Lebenssinn", die aber genauso wenig eine rationale Basis aufweist.

Fraglich wäre dann, ob es Alternativen zu den so erzeugten positiven Selbstwahrnehmungen gibt, ob diese notwendig sind und ob die dafür inkauf genommenen individuellen Einschränkungen und Verhaltensbeeinflussungen sinnvoll sind.
Man könnte anderen, wichtigen Menschen auch an jedem anderen Tage des Jahres Zuneigung und Gewogenheit bekunden und es bei Ermangelung dessen auch an den letzten Jahrestagen lassen.

'Das Spiel ist vorbei'

Nun sitze ich doch noch hier und überlege erneut etwas zu bloggen.
Dabei kommt mir wieder der Ausspruch, mein Ausspruch, der Jahre 2008 und 2009 in den Sinn:

"Das Spiel ist vorbei".

Ich münzte und münze das hauptsächlich auf die Banken in der sogenannten Finanz- und Wirtschaftskrise.
Nach marktwirtschaftlichen Kriterien - welchen wir uns stets allenthalben und in allerwelt rühmen - waren die meisten Geschäftsbanken Deutschlands und der westlichen Welt vermutlich de facto pleite.

Damit meine ich reine Bilanzen und Finanzierungsliquidität sowie altbekannte Fristentransformationsgeschäfte.
Ich schrieb schon häufiger davon.
Dieter Wermuth schrieb am 23. Dezember im Herdentrieb-Blog "Sparsame Haushalte, unfähige Banker"

"Die EZB kann nicht viel machen. Sie ist ebenso wie wir alle in der Geiselhaft der Banken."

Jede Bank, die eine gewisse Bilanzsumme erreicht oder überschreitet, wird zum Bedrohungspotenzial für eine gesamte Volkswirtschaft und durch das möglicherweise Fallen letzterer auch global.
Die schiere Größe einer Bank bedingt ein größeres Geschäftsvolumen, mehr Beteiligungen, größere Marktanteile und daher wiederum Streben nach Monopolisierung des Marktes, wie es sich für jedes gute kapitalistische Unternehmen interessehalber geziemt.

Hier reiße ich kurz ein Anekdötchen an, dem ich mich später noch eingehender widmen werde.
Eventuell fiel dem ein oder anderen die Nachrichtenflut bzgl. Konzerne mit aufgedeckten Preisabsprachen, sogenannten "Kartell"-Bildungen auf.
Da gab es Stahlproduzenten oder neulich Kaffeehersteller wie Tschibo.
Interessant daran: Unternehmen fordern den "freien Markt" und "Wettbewerb" mit Löhnen und Preisen, die diesen Prinzipien unterworfen sein sollen.
Preisfestsetzungen aufgrund sozialer Belange lehnen sie, wenn nicht gänzlich so doch umfangreich, ab.

Ironie, ruft man sich ins Gedächtnis, was Kartelle sind: Absprachen zur gezielten Preisregulation, damit zur Umsatz- und Gewinnregulation unter Ausschaltung des "Wettbewerbs" und "Marktes".
Man merke also: Absprachen, die Unternehmen feste Umsatz- und Gewinnmargen sichern sin in Ordnung und erstrebenswert. Mithin gibt es keinerlei Gewissensbisse, auch nicht theoretischer Natur.
Lohn- und Sozialabgabenfestsetzungen aber seien von Übel, da sie den Umsatz und Gewinn schmälerten.
Je nach eigener Interessenlage lässt sich also vielerlei begründen - eigentlich lächerlich, wenn man sich den Zusammenhang kurz vor Augen führt.


Aber zurück zu den Banken.
Wenn eine Bank erst eine gewisse Größe erreicht hat und zahlungsunfähig wird, was durch zu hohe Verschuldung, zu hohe Leverages, Kunden- und Einlagenflucht, Gewinneinbrüchen im Investmentbanking durch Kurseinbrüche an internationalen Börsen, sinkende Immobilienpreise, verschlechterte Zahlungsmoral oder schlicht Zahlungsunfähigkeit der jeweiligen Schuldner schnell passieren kann, ist ihre Pleite nur mit Auswirkungen auf andere Institute sowie den Interbankenverkehr zu haben.

Immer wieder wurde in der "Finanz- und Wirtschaftskrise", die mittlerweile als Rechtfertigungs- und Erklärungsmuster ähnlich wie "Religion" für alles herhalten darf, der entstandene "Vertrauensverlust" unter den Banken und Intermediären angemahnt. Diesen habe es herzustellen gegolten um das System selbst zu stabilisieren.

Ich halte dagegen und behaupte, dass die Größenverhältnisse der Institute das wahre Problem darstellt und darstellte.
Wenn es soweit gekommen ist, dass eine Insolvenz einer Bank zur Pleite einer anderen führt und sich dies wie ein Domino-Spiel fortsetzt, lief schon grundsätzlich etwas falsch.
Mit "Vertrauen" hat das dann bestenfalls am Rande zu tun.
Gerade die Verfechter des "Marktes", vulgo "freien Marktes", also Wirtschaftsliberale und andere, vermieden und versäumten es, die Größe gewisser Wirtschaftseinheiten zu regulieren und begrenzen, damit deren ggf. notwendiger und sinnvoller Untergang nicht zum Untergang weiterer, möglicherweise Unbeteiligter, führt.
Das - nichts anderes - ist die eigentliche Tragik an der ganzen Sache, dass die, die stets für Selbstregulierung und -heilungskräfte eintraten es versäumten die Grundlagen dafür zu legen.
Weil ihre Auffassung oder "Theorie" nur auf der Basis teilweise Negation derselben funktionieren und basierend fussen kann.
Über diesen Graben wollte oder konnte man nicht springen und gab sich dann umso überraschter, dass gewisse Unternehmen eben nicht pleite gehen "können", selbst wenn es mglw. noch so "marktlich notwendig" wäre.

Für meinen Teil, der ich es meist radikal durchdenke, desavouiert sich die "Marktwirtschaft" damit selbst.
Denn entweder kann ein jedes private Unternehmen bei schlechtem Wirtschaften - und eine Überschuldung und ggf. Zahlungsunfähigkeit sollte man wohl als solches bezeichnen - bankrottieren und damit vom Marktgeschehen ausgeschlossen werden, oder nicht.
Wenn dem nicht so ist - und dafür reicht schon ein einziges Beispiel - kann und darf man eben nicht von der so hoch-gelobten Marktwirtschaft sprechen, wie es getan wird.
Andererseits könnte man auch wie oben sagen, dass die notwendige Kartellgesetzgebung einfach versagte.
Was am Ergebnis nichts ändert.

Bislang sehe ich auch keine Zeichen des Gegensteuerns.
Die Deutsche Bank übernimmt den Privatkundenteil der Deutschen Post, bald dürfte sie sich die Postbank vollends einverleiben. Weshalb ihre Bilanzsumme wachsen dürfte.
Der vom Steuerzahler zumindest unterstützte Fusionsprozess der Commerzbank mit der Dresdner Bank dürfte in den kommenden zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein. Folge? Höhere Gewinne, höhere Marktanteile für dieses Konglomerat.
Noch eindrücklicher kann man diese von vielen vor Jahren schon ersehnte "Konsolidierung", mithin nichts anderes als eine Aufteilung vorher durch viele Unternehmen, also "Wettbewerber", besetzte Marktsegmente auf wenige größere, in den USA und Großbritannien sehen.
Dort wurden teils ganze Banken in Nacht- und Nebelaktionen in andere Institute einverleibt und Marktanteile ausgeweitet.

Bei Banken bedeuten höhere Bilanzsummen und höhere Marktanteile aber sofort höheres Erpressungspotenzial, denn eine Pleite dieser Bank zöge die Pleiten anderer nach sich, was wiederum zur Instabilität des ganzen Systems führen kann.
Daran ändern verschäfte Eigenkapitalregeln grundsätzlich auch nichts, führen sie doch zu einer vermehrten Unterlegung von "Fremdkrediten" mit "eigenem Geld" und reduzierten damit ggf. den Leverage oder Kreditvergaben.
An der Größe einer Bank sowie deren Marktanteilen ändert das wenig.

Um auf meinen obigen Spruch zurückzukommen: Wenn es wirklich eine "Marktwirtschaft" gäbe - und einige wollen dies - aus der sich der Staat entweder ganz oder zumindest weitgehend herauszuhalten hat, dann hätte es weder Eigenkapitalhilfen für eine Commerzbank noch Bürgschaften für Landes- oder Privatbanken geben dürfen.
Wenn dieses Vorgehen aber richtig gewesen sein sollte, muss man etwas ander Argumentation anpassen.
Allerdings, darauf wies ich auch schon hin, wird der Staat hierdurch keineswegs zum souveränen Akteur, wie es manche gern lobpreisen, er wird nur zur erpressbaren und erpressten Instanz.
Mithin eigentlich der letzte Mosaikstein für die Erkenntnis der Erpressbarkeit der Menschen und der Fehlerhaftigkeit des Systems. Denn normalerweise sollte man solchartiges gar nicht so öffentlich ausbreiten oder publik machen, wenn es nicht unbedingt notwendig wird.
In den Jahren 2008 und 2009 ging es aber um Summen, die man nicht einmal eben so unter dem Tisch hinüber schieben konnte.

Hätte es keinen Steuerstaat gegeben, der Hilfen und Bürgschaften ausgesprochen hätte, wo stünden wir dann heute?
Könnte ich dann noch vor meinem Notebook sitzen, hätte ich überhaupt noch den ständig verfügbaren Strom um es zu betreiben?
Utopischer Quatsch, mag man wieder einmal einhaken.
Doch wie sehen die Konsequenzen einer Insolvenz des deutschen und ggf. westlichen Bankensystems aus?
Wenn unsere Wirtschaft auf tagtäglich refinanzierte Unsummen an kreditären Geldmengen basiert um Kraftwerke laufen zu lassen und Investitionen in Leitungen und Infrastruktur durchzuführen?
Zwischenzeitlich witzelte ich, die marodierenden Banden könnten wohl irgendwann wieder mit Mitgabeln und Pistolen durch die Straßen ziehen und nach Gold oder Lebensmitteln Ausschau halten.

Ich wurde eines besseren belehrt, aber nur, weil etwas eigentlich systemfremdes geschah.
Und niemand sich ernstlich aufregte, es sogar als "Notwendigkeit" verkauft werden konnte und sich auch niemand über die beklagten, die Jahrelang behauptet hatten, genau das Gegenteil müsse gelten.

In Wahrheit gingen (Privat-)Wirtschaft und Staat Hand in Hand um beide zunächst wenigstens zu überleben.
Denn ohne funktionierendes Bankensystem gerät auch ein Staat schnell in Bedrängnis - oder wie soll er an das Geld erstens nicht mehr funktionierender Unternehmen, also bspw. Lohnsteuerabzüge, oder Arbeitnehmer- und Steuergeld durch nicht mehr funktionierende Girokonten kommen?
Hierzu griff dann das System "Politik" zu "Verstaatlichungen", eigentlich falsch, denn "dem Staat" gehört nichts neues, im System der "Wirtschaft" um sich zunächst selbst zu erhalten.
Meine Auffassung, die "Demokratie" mutiere zur "Dikatur", wenn sie selbst in Gefahr sei, lässt sich auch an der eher bürgerlichen Umschreibung desselben mit "wehrhafter Demokratie" in anderem Zusammenhang besehen.
Allerdings ist es wohl das Staatswesen selbst, dass insofern "mutiert", schließlich ist auch in nicht-Demokratien ein gewisses Maß an "Privateigentum" vorstellbar, wiewohl dies wohl stets als Konkurrenz zum Staat und territorialen Herrschaftsanspruch gesehen werden müsste.
Ohne Umschweife kann man also behaupten: Es wäre so lange verstaatlicht worden, bis das "System" also solches als stabilisiert gegolten hätte.

Dass dies international geschah ist aus zweierlei Sicht bemerkenswert: Erstens lieferte es die Argumente für solche Methoden und Vorgehensweisen, schließlich geschehe es ja international und jeder Staat müsse bei sich selbst "für Ordnung sorgen" um auch anderen zu helfen und andere bei ihren Maßnahmen so indirekt zu unterstützen.
Damit wurden auch Eigenkapitalhilfen, Bürgschaften oder Deviseninterventionsmaßnahmen der Staaten resp. Notenbanken legitimiert.
Die Wirkung dieser massiven Argumentationshilfe für die letzten Monate ist, zweitens, meiner Ansicht nach gar nicht hoch genug einzuschätzen.
Bei jedem größeren Thema beginnt man mit der Einleitung "Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise...". Detaillierte Zusammenhänge und Kausalitätsrelationen werden dabei weit weniger bedeutend.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

#Weihnachten?

Kurz vor Weihnachten könnte ich mich über ebendieses beklagen, schreiben wie heuchlerisch es ist, ein "Fest" zu feiern, dessen Bedeutung man nicht kennt und tradierte Habita einfach übernimmt ohne über deren Sinnhaftigkeit nachzudenken.
Dass sich kurz vor dem "Weihnachtsfest" just die Menschen Zelden und "gratulieren", von denen man über Wochen und Monate vorher nichts hörte oder die man auch nicht besonders leiden kann - ausgesprochen oder hinter vorgehaltener Hand bekannt.
Dass es den meisten Menschen doch noch nicht so schlecht gehen, die Klimawandelproblematik doch nicht so drängend sein kann, besehe ich mir die jährlich anscheinend stark wachsenden illuminierenden Statusentäußerungen an Häusern und Bäumen, also Lichterkennten und andere Aufbauten.

Wie man "Zuneigung" bzgl. anderer Menschen mittels "Geschenken" äußern können sollte, mithin das zu tun was extern verlangt wird - Konsumismus und Anpassung - wird mir auch nach Jahren meiner eigenen Abstinenz dessen nicht klarer.
Weshalb ich schon lange weder beschenkt werde noch verschenke.
In der Regel verfehlt man ohnehin den Geschmack des Beschenkten und Gutscheinkäufe kann ich mir damit auch ersparen.
Gutscheine sind nichts als Wechsel auf die Zukunft, die heutige Klarheit und Bewusstheit, morgen eine volkswirtschaftliche Leistung nutzen zu können.
Also die Arbeit eines anderen Menschen "kostenfrei" - was sie niemals, auch für einen Gutscheineinlöser nicht ist - in Anspruch nehmen zu können.
Wie man dabei an den "Schenkenden" denken, gar noch positiv denken kann und soll, ist für mich vollkommen unklar, mithin nicht nachvollziehbar und falsch.

Aber egal wie sehr man sich darüber bewusst oder klar ist, bleibt am Ende nur eigener Verzicht. Und die Hoffnung, dass es andere irgendwann genauso sehen mögen oder demokratische Entscheidungen, die wir wiederum selbst beeinflussen und ändern können, gewisse Dinge - wie Klimapolitik - verordnen und sanktionieren.
Interessante Perspektive bzgl. Weihnachtsfest - süffisantes Grinsen meinerseits nicht ausgeschlossen.


Oder ich könnte schreiben, dass die katholische Kirche, bzw. fundamentalistischere Christen, exklusive monogame Zweierbeziehungen nach westlich-kulturellem Vorbild in ähnlicher Stoßrichtung, aber mit diametral gegensätzlicher Intension, kritisieren, wie auch ich dies tue.
So zumindest gestern beim Verfolgen der "Menschen bei Maischberger"-Sendung bemerkt.
Aber bringt das etwas?
Nein, denn die restliche Diskussion bei Maischberger war ähnlich sinnlos wie die letzte mit Frau Poddig und einer wohlhabenden eingeheirateten Adligen. Letztere kam übrigens irgendwann mit dem "Argument" erstere "stinke", da sie sich vornehmlich aus den Resten unserer konsumistischen Wegwerfgesellschaft, lokalisiert in Mülleimern, ernähre.
Wegschalten kann ich dann nicht mehr, der Ekel und die Sinnlosigkeit der Diskussion zog mich bereits in ihren Bann. Aber abschalten für die nächsten Minuten, oder anderes tun, ist perspektivenreicher als dem weiter beizuwohnen.

Da fällt mir ein, dass ich mich dringend weitergehend über Frau Poddig informieren möchte, auch und gerade über ihre Position im Nahverkehr aufgrund ungerechter Benachteiligungen anderer gesellschaftlicher Gruppen keine Ticketpreise mehr zu zahlen.
Vorallem interessiert mich ihre Vorgehensweise sowie Reaktionen auf absehbare Anzeigen der Verkehrsunternehmen und ggf. gerichtlich angeordnete Beugehaften.
Nicht, dass ich mir dies sofort als Vorbild nehmen wollte, doch ist schon heute bekannt, dass Schaffner nicht berechtigt sind, Personaldokumente zu kontrollieren. Die Unternehmen benutzen zum Eintreiben des eigenen Gewinns, resp. der Leistungsfinanzierung durch den "Kunden", den Staat, die exekutiven Staatsorgane, vulgo bspw. Polizei.
Inwiefern sie dem entgeht ist daher äußerst interessant, ist es doch neben "illegalen Downloads" aus dem Internet oder dem Weigern zu Zahlungen an Sky (ehemals Premiere) oder die GEZ ein erneutes Beispiel für den Vorrang des Bürgers vor unternehmerischen Interessen.
Was Unternehmern, also anderen Bürgern, überhaupt nicht gefällt und tendenziell danach streben, Gesetzgebung und deren praktische Umsetzung in ihrem Sinne zu verändern und den Staat damit immer stärker in Mithaftung oder wenigstens Instrumentalisierung eigener Sanktionsinteressen ggü. anderen Bürgern zu nehmen.

Ich könnte aber auch einfach erklären, dass es mich schonwieder aufregt, dass auf einigen Bahnstrecken 50% der eingesetzen Züge ausfallen.
Hauptbegründung: Unbrauchbare Neigetechnik aufgrund von Frost und Streckenproblemen.
Ließe sich fragen, inwiefern man keine Erfahrungen aus den letzten Jahren hat und eventuell früher handlungsfähig sein könnte.
Neigetechnik abschalten oder Züge verwenden, die über diese überhaupt nicht erst verfügen.
Wenn die Straßen schneebedeckt und durch Eisglätte kaum noch sinnvoll befahrbar sind, sollte die Stunde der Bahn geschlagen haben. Hat zwar auch diese Witterungsprobleme, aber weit weniger.
Es gibt bspw. keine Autofahrer, die meinen mit Sommerreifen bis in den letzten verschneiten Winkel Deutschlands kommen zu können und dabei Unfälle zu verursachen.

Aber profitiert die Deutsche Bahn davon?
Schafft sie es, offensiv für sich, und vorallem verlässlich - wenn auch nicht zwingend pünkliche - Züge zu werben?
Nein.
Stattdessen las ich gestern Abend auf der Website der Deutschen Bahn von einem Themenaufruf "Weihnachtsmarkt".
Kurz gesagt funktioniert das ganze wie ein Blog mit Bewertungsfunktion. Zu "gewinnen" ist eine Mobility-Bahncard 100, also ein Jahr lang kostenlos jeden Zug der Deutschen Bahn, außer den ICE-Sprintern, befahren zu können.
Statt sich also sinnvoll um ihr Kerngeschäft, niedrige Preise, verlässliche Züge, möglichst viele gefahrene Schienenkilometer und Personenbeförderungskilometer in Sicherheit als sicherestes Verkehrsmittel, zu kümmern, versuchen sie einen "Gewinn" auf anderen Gebieten zu erreichen.
Irgendwie erinnert mich das weiterhin zu sehr an Herrn Mehdorn, der damals bekannt von einem Luftfahrtunternehmen zum größten Deutschen Schienenverkehrsunternehmen wechselte.
Achja, da war ja doch etwas: Die Privatisierung der Bahn.
Ein weiterer Blindflug.


Also: Aufregen könnte ich mich über vieles, geruhsame Tage liegen mir so gar nicht.
Es vergeht auch kein "Jahr", Kalender sind gesellschaftliche Vorgaben, die durch Sanktion Geltung erhalten wollen.
Also etwas weniger Aufregung, weniger "Neujahrsvorsätze" und an jedem x-belibigen Tage das Beste geben und das Leben leben als wäre es morgen vorbei.

Besinnlicheres fällt mir nicht ein.

In diesem Sinne erwartet wohl niemand Grüße oder Wünsche von meiner Person.
Isoliere ich mich damit sozial dauerhaft?
Kann gut sein, bitte.

Montag, 14. Dezember 2009

formspring.me

Ich lese seit einiger Zeit deinen Blog. Wieviel Wissen in Form von Büchern, Zeitschriften, Internet etc. konsumierst du? Ich bin um Einiges älter als du, sehr interessiert auf mannigfaltigen Interessensgebieten, und muss dennoch Wortkombinationen von dir nachschlagen, weil ich sie zum Teil noch nie gehört habe. Hast du mal einen IQ-Test gemacht?

U.a. bedingt durch ein Studium führe ich mir gewisse Fachliteratur zu gemüte.
Ansonsten alles was ich finden kann, sei es Radio (MDRInfo, D-Radio, etc.), Phoenix/3-Sat/Arte und Spiegel/FAZ/Sueddeutsche/Parlament und anderes.

Es sei aber gesagt, dass ich noch deutlich mehr machen müsste und möchte.
Dies gelingt mir aber aus spezifischen Gründen nicht, die ich nicht unbedingt öffentlich bekannt machen möchte.

Im Übrigen deutet die Notwendigkeit, "Wortkombinationen" nachschlagen zu müssen, wohl eher auf meine undeutlichen und unverständlichen Texte, als auf des Lesers Inkompetenz hin.

Von IQ-Tests halte ich wenig bis nichts, aus verschiedenen Gründen die ich evtl. zu gegebener Zeit einmal bloggen werde.
Allerdings beschämte ein Test meinerseits wohl eher alle anderen Teilnehmer als einen Positivnutzen zu kreieren.

Ich danke für die Frage.

Ihre Frage an mich?

seichte und vorsichtige Fernsehkritik: Geld+Leben

Es muss vor ein oder zwei Tagen gewesen sein, als ich eine Produktion , mutmaßlich des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, sah, die den Titel "Geld+Leben" trug.
Google spuckt zu diesem Suchbegriff an den ersten Zwei Fundstellen einen Verweis zu einem "Sozialmagazin des Bayrischen Fernsehens" sowie "Wirtschaftsmagazin des Bayrischen Fernsehens" aus.
Die Übersetzung "Geld=Wirtschaft" und "Leben=Soziales" wird hier nahegelegt, klingt und schreibt es sich doch so schön einfach.

Weniger vom Titel selbst als von zwei Beiträgen im Magazin "aufgewühlt", worauf ich näher eingehen möchte, war ich zumindest vom Beitrag zum Thema "Riester unter Feuer - Neue Berechnungen beunruhigen Riester-Sparer" positiv überrascht, stellt sie doch teilweise verschleierte und mittelweile anderweitig seit längerem diskutierte Kosten bei Riesterverträgen und die Verunsicherung der Kunden dar.
Die Nachdenkseiten berichteten nicht zuletzt bereits Ende August (erneut) über Finanzierungsprobleme und geringeren Revenues durch An- und Rücklagen.

Zum Beitrag "Modelleisenbahn - Eine Branche auf dem Abstellgleis" muss an sich auch nicht mehr viel erzählt werden. Mir war schon weit vor der Märklin-Pleite klar, dass dieses Geschäft enorme Probleme bekäme. War ich doch sicher nicht der Einzige, der von horrenden konsumtiven Investitionen in Bahnhöfe, Gleise oder Züge absah. Schließlich kosteten interessante Züge und Gleissysteme teilweise einen dreistelligen Euro-Betrag. Was ich mir nicht leisten konnte und wollte.
Konsequenterweise verlagern verbliebene Unternehmen (Teil-)Produktionen in sogenannte "Niedriglohnländer" und erhoffen damit abgesprungene Kundenschichten zurückgewinnen zu können.
Das angesprochene Mietmodell erscheint mir persönlich ebenso unattraktiv, wenn ich eine gesamte Anlage für über 200EUR monatlich mieten soll.
Nichts eben neues also.

Irgendwann folgte dann der Beitrag "Raucher und Gastronomie - Die Zukunftsangst der Betriebe", der bei mir ab und an Kopfschütteln auslöste.
Vorher sei gesagt, dass ich Nichtraucher bin, wenn auch kein militanter der anderen Menschen das Rauchen gänzlich untersagen möchte.
Allerdings weiß ich was es bedeutet, bspw. als Nichtraucher auf einem eigentlich rauchfreien Bahnhof der Deutschen Bahn Ruchern ohne Ausweichmöglichkeit ausgesetzt zu sein.
Man könnte nun sagen, das sei allein eine Respektlosigkeit. Dem ist an sich zuzustimmen, doch geht der Eingriff in meine Freiheitsrechte weiter.
Um zur Abstraktion zurückzukommen: Ich meine, dass Raucher gerne ihre persönlichen Freiheitsrechte ausüben können und sollen, solange sie die anderer Menschen nicht einschränken. Und das ist in im Beitrag genannten Kneipen bspw. der Fall. Es reicht auch nicht hin, darauf aufmerksam zu machen und Nichtrauchern das Verlassen des Lokals zu empfehlen.

Wie dem auch sei kam mir auch der Gedanke weitergehender Folgen für unsere von uns geschaffenen und zu finanzierenden Systeme.
Konkret wird im Beitrag der erwartete oder teilweise tatsächliche Einnahmenverlust der Gastronomie aufgrund fehlender (rauchender) Kundschaft beklagt. Dies ist von der von mir durchaus unterstützen und notwendig abzustellenden wirtschaftlichen Folgen der durch verschiedene Rechtsauffassungen und -setzungen, wie das bspw. kürzlich durchgeführte Bürgerbegehren, zu trennen.
Es sollte nicht so sein, dass eine Gastronomin, die aufgrund rechtlicher Änderungen 20000EUR in eine Luftreinigungsanlage investiert nun als "Dumme" dasteht, weil die Regularien ggf. erneut geändert oder verschärft werden.
Solche Beträge können durchaus an die Existenz der mittelständischen Wirtschaft gehen, eindeutig darf soetwas nicht häufig vorkommen.
Die andere Kritik, Einnahmen gingen verlustig, provozierte sofort einen leicht abweichenden Gedanken: Wenn es durch geringe Zahlen von Passivrauchern möglicherweise folgend zu weniger Lungenkrankheiten, Koronare Herzkrankheiten (KHK) und Karzinome kommt, sollte sich das positiv auf die Lebenserwartung und Gesundheit auswirken.
Das heisst, dass länger produktiv gearbeitet werden *könnte* - bis dato ist dies ja nur eine These und kann nicht als gesichert gelten.
Daraus folgend ließen sich - ebenfalls theoretisch - Sozialversicherungsbeiträge senken, was den mittelständischen Gastronomiebetrieben wiederum zugute kommen *könnte*. Auch hier ist nicht sicher, ob andere Faktoren dies nicht verhinderten.
Richtig und unzweifelhaft dürfte wohl sein, dass die systemischen Kosten durch Medikamente und Krankenhausaufenthalte sowie teuerer, vielzahliger Operationen wachsen, wenn sich der allgemeine Gesundheitszustand verschlechtert.
In einer in meinen Augen weiterhin sinnvollen "solidarischen" Finanzierung paritätischer Natur hieße dies steigende Beiträge für beide Seiten: Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Letztere finanzierten also - natürlich nur im Promillebereich - die "Freiheit" ihre Kundschaft rauchen zu lassen und sich selbst oder mglw. Nichtraucher zu gefährden und ggf. erkranken zu lassen.

Dies dürfte sich zwar nicht aufrechnen lassen, allerdings scheint mir das Argument, so gering der Einflussfaktor auch sein mag, schlüssig zu sein. Die Arbeitgeber, in dem Falle Gastronomiebetreiber, bezahlen also mit den (kurzfristigen) höheren Einnahmen aufgrund rauchender und nichtrauchender Kundschaft Krankheitsfolgen ihrer Klientel oder eigener.

Über Einlassungen der zu wort gekommenen Lokalgänger, man wolle ihnen "Gewohnheiten nehmen" oder gar diktieren, wollte ich mich schon gar nicht mehr aufregen.
Interessiert sich doch niemand, auch ich nicht dafür, was sie ohne meine Anwesenheit tun, schließlich bezahlen sie auch Tabaksteuer für ihren Konsum.
Das Problem beginnt also erst dann, wenn ich mich nicht mehr frei bewegen kann ohne um meine gesundheitliche, damit persönliche, Unversehrtheit fürchten zu müssen.


Der andere von mir zum Teil kritisierte Beitrag, "Preishammer : Weihnachts-Schnäppchen zum Fest", befasste sich mit Weihnachtsmärkten, Preisen für Glühwein und Weihnachtsbäumen.

Weihnachtsbäume, die kleinen oder großen grünen Tannen, welche einige von uns immernoch mit Lametta, Kugeln oder Lichterketten "schmücken".

Als ich dann eine Familie sah, die als "besonderen Service" in den Wald gefahren wurde um sich den vorher bezahlten Nadelbaum selbst zu sägen, durchfuhr mich ein gewisses Maß an Wut.
Allenthalben geht das Thema "Klimapolitik" und "Klimawandel" durch die Medien, die Klimakonferenz in Kopenhagen soll ein Folgeabkommen für Kyoto zeitigen.
Nun ist auch mir klar, dass die großen CO²-Emmittenten in Deutschland die Industrie, Energieproduktion, der Verkehr sowie Privathaushalte sind.
Also muss für durchschlagende Ergebnisse auch dort angesetzt werden.
Doch finde ich es schon mindestens bedauerlich, dass man jedes Jahr in den Wald geht, sich einen gesunden Nadelbaum absägt, also Leben vernichtet, um ihn dann für zwei oder drei Wochen im Dezember/Januar mit oben genannten Erzeugnissen behängen zu können.
Hernach wird der Baum ja entsorgt, da er seine Nadeln verliert und nicht mehr "verwendbar" ist.
Meiner Ansicht nach steht die Vernichtung des Baumes in keinem Verhältnis zum individuellen Nutzen, dies ist reiner Luxus.
Auf diese Kritik wird sicher eingewandt werden, ich stellte mich an, es sei doch eine "Tradition", alle machten dies so und - wie oben selbst dargetan und konzediert - in Vermeidung dessen rette man den Planeten nicht.

Mag ja alles gut und richtig sein, doch fängt es dort schon an.
Dort fängt an, oder setzt sich fort, eine grandiose Selbstverständlichkeit des Naturverzehrs.
Inwiefern ein Naturbaum durch etwas produziertes, möglichweise gar recyceltes ersetzt werden könnte, oder sollte, wurde nicht einmal thematisiert.
Man ging wie selbstverständlich davon aus, dass man so einen Baum wolle und haben müsse.

Das sind nur zwei Beobachtungen, die mich fassungslos zurücklassen und an der Zielstrebigkeit und vorallem Effizienz unserer Bemühungen zum "Klimaschutz" zweifeln lassen.
Das Umdenken ist nicht vorhanden, die Selbstverständlichkeit regiert.

Freitag, 11. Dezember 2009

#Twitter - Web2.0 und Online-Communities am Beispiel #studivz und #bildungsstreik

Die eben getätigte Twitter-Tag-Suche nach "#N115" brachte ansatzweise etwas zutage, wovon ich seit geraumer Zeit rede.
Keine großartige Neuerung, so oder ähnlich alles in anderen Medien schon vorgekommen.

In Zeitungsartikeln, also Content, bezieht/bezog man sich normalweise auf erfundenes oder real stattgefundenes, Personen, Ereignisse, Meinungen oder Kommentare.
Den Realitätsgrad konnte man doch irgendwie fassen.

In einem über Twicker.net bezogenen Tweet, leitet der User "OSchleicher" ein Bild an seine Follower und die Tags "#N115", "#Bildungsstreik", "#TU" sowie "#Chemnitz" weiter.
Auf diesem seien nach eigenen Aussagen "Gruppen", ein Feature der Online-Community, in diesem Falle StudiVZ, zu sehen und zwar von
"einem der Streikenden",
genauer

"(Domaininhaber vo (cont)".

Auf diesem Bild ist ein Profil des Users "Maximilian Schneider" und als einzige Informationen solch illustere Gruppen wie "Arbeit ist Luxus und Luxus können wir uns nicht leisten" oder "Kapitalismus abschaffen" ersichtlich.

Insofern gab der Profilinhaber, der nicht mit dem angegebenen Namen übereinstimmen muss, seine Gruppen zur öffentlichen Einsichtnahme frei.

Der Twitterer "OSchleicher" wollte mit einem solchen Tweet mutmaßlich auf eine "Gesinnung" des "Domaininhabers" und einer der Hauptprotagonisten des Streiks hinweisen; dies kann eigentlich nur mit negativem Touch geschehen sein, ansonsten muss nicht explizit auf die "Gruppen" verwiesen werden. Es hätte auch genügt mitzuteilen, man habe ein Profil gefunden.
Der Verweis auf die Gruppen soll den Betrachter auf etwas aufmerksam machen.

Später, nach 2 Stunden etwa, retweetet, das heisst, dass ein Twitterer einen Tweet an die eigenen Follower und unter seinem Nick mit Tags an alle anderen weitergibt, ein anderer Twitter-User mit dem Nick "JN_Chemnitz", unschwer als Account der "Jungen Nationaldemokraten Chemnitz" zu identifizieren, den von "OSchleicher" erstellten Tweet.
In diesem wird der Satz "Was in Chemnitz alles streikt!" sowie "Gruppen des Inhabers von bildungsstreik-chemnitz.de" verwendet.
Letzterer Einschub ist nicht kritikwürdig, er entstellt den ursprünglichen Tweet nicht, vielmehr zeigt er pressiert auf, worum es geht, was beim ersten nicht sofort deutlich wird.
Ein eigener Kommentar vor einem "RT", als Einleitung des Retweets und Übergabe für Twitter, ist usus.
Doch wird durch das bewusst gewählte Wort "Was" eine bereits latent menschenverachtende Gesinnung deutlich, beschreibt der Autor eine mutmaßlich hinter dem Profil stehende Person als Sache, als Gegenstand.
Dies ist mindestens eine Verächtlichmachung und Agitation.
Der nachfolgende Verweis auf die Gruppen und das ursprüngliche Bild tut sein übriges nach dem ersten Kommentar weiter Kritik und Wut zu schüren.

Eine Stunde später "ärgert" sich der ursprüngliche Twitterer über einen "falschen" Retweeter, der seinen Tweet in ein "falsches Licht" gerückt habe.

Nun ist es unzweifelhaft klar, dass der Post durch den Kommentar vor dem Retweet einen Einschlag bekam, der so vorher offensichtlich nicht intendiert war.
Deutlich wird an diesem Beispiel auch, wie weit die Verzahnung von reinen Online-Informationen, also in dynamisch abgefragten Datenbanken, mit realitärer Wahrnehmung und Befassung bereits fortgeschritten ist.
Sehr viele Studierende verfügen aus welchen Gründen auch immer mittlerweile über Profile in Online-Communities, so auch und gerade im StudiVZ.
Normalerweise gibt dies keinen Grund zum Anstoss, wenngleich viele sogar ein die Echheit zumindest nahelegendes Profilfoto beigeben.
In diesem Falle ist nicht einmal das gegeben, weshalb man zumindest einkalkulieren muss, dass es sich auch um ein Fake-Profil mit einem erfundenen Namen handeln könnte.
Dies wird aber nicht getan; entweder ist man sich sicher, die richtige Person und damit die Identität dieser mit dem Profil zu kennen oder es interessiert schlicht nicht.

Der Post des Users "OSchleicher" legt aber nahe, dass er mit dem Inhaber des Profils zumindest nicht sehr eng befreundet sein dürfte, sonst hätte er die Kritik wohl nicht zuerst und womöglich einzig über Twitter verbreitet, Kompetenz und Nachdenken einmal vorausgesetzt.

Falls die Identität als gesichert gelten kann, ist es trotzdem außergewöhnlich auf welcher Basis sich welche User echauffieren. Auf Basis eines Community-Profils, welches einzig Gruppen freigegeben hat.
Ehedem muss man annehmen, dass der ursprüngliche Ersteller mit den Gruppen eine Art "Statement" setzen wollte, doch kann man selbst dann nicht auf die Authentizität des Users oder auch auf die einhundertprozentige Übereinstimmung mit den Gruppennamen oder Inhalten schließen.
Zumal der Raum für Differenzierungen aufgrund solcher Gruppen vollkommen fehlt. So muss man nicht an einer Neuauflage der Rotan Armee Fraktion (RAF) arbeiten um in der GRuppe "Abschaffung des Kapitalismus" richtig zu sein.

Hier wird also ein Inhalt zur Basis eines neuen Inhalts gemacht, ein Profil zur Basis eines Tweets, der wiederum Basis für einen anderen Tweet ist.
Ob es dem Außenstehenden oder Leser möglich ist, diese Grundlagen real nachzuvollziehen ist an sich irrelevant.

Deutlich wird, wie Menschen oder Inhalte mittlweile auf Profile reduziert werden können und wie problematisch es sein kann, Inhalte in diesen freizugeben.
Denn egal ob der Name des Profils mit einer natürlichen Person übereinstimmt oder nicht, letztere dürfte gegebenenfalls Probleme haben sich glaubhaft von den anscheinend als wichtig und diskussionwürdig betrachteten Gruppen zu distanzieren.
Ungeachtet möglicher anderer Nachteile durch Bekanntwerden dieser, wobei ursprünglich mit öffentlicher Freigabe eher gerechnet werden musste.

Zum anderen das Faktotum des Kontrollverlusts eigener Urheberrechte und einmal ins Internet gestellter Informationen. Sie sind für jedermann zugänglich und können auch unterschiedlich interpretiert werden.
Die Aussage, ein "falscher Twitterer" habe eigene Inhalte in ein "falsches Licht" gerückt mag nachvolziehbar und richtig, aber doch wohlfeil sein.
Mit dem Klick auf "Update" gibt man das Recht am eigenen Post ab und solange keine groben Rechtsverstöße vorliegen, können andere User retweeten oder damit tun und lassen, was sie wollen.
Die Kategorie "falscher Twitterer" ist auch fragwürdig, impliziert sie doch die Unterscheidung zwischen "falschen" und "richtigen". Manichäische Kategorien. Und diese bringen aufgrund maximalem Subjektivismus recht wenig.

Dies und die Reduktion eines Menschen, oder die antizipierte mutmaßlich wahrscheinlich korrekte Wahrnehmung desselben einzig über ein Profil ist eine neue, andere Qualität.
Es ist ein anderes Verständnis von Communities und "Vorverurteilung".

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Vom 20Cent 'Prosumer' und der deutschen #Post

Gerade lief auf MDR-Info die Nachricht über eine Preiserhöhung bei Paketen der Deutschen Post über den Äther.
Demnach sollen bei Beibehaltung der Portopreise für Postkarten und Briefe ebensolche für Päckchen von 3,90EUR auf 4,10EUR sowie Pakete höheren Gewichts um einen Euro erhöht werden.

Nun könnten die Produktionspreise des Angebots "Auslieferung von Paketen und Päckchen" gestiegen sein.
Hierfür kämen Lohnkosten, Lohnstückkosten, Rohstoffpreise zur Benutzung der Geräte zur Sortierung/zum Transfer sowie höere Steuern/Abgaben bzw. sinkende Auftragsbestände, gesunkene Zahlungsmoral, etc. infrage.

Unter diesem Gesichtspunkt könnte man die pauschale Portoerhöhung für schwerere Pakete nachvolliehen und ggf. gutheissen.

Allerdings sollten online-bestellte Päckchen von der Portopreiserhöhung um 20 Cent befreit werden und also beim aktuellen Preis von 3,90EUR verbleiben.
Entweder kompensiert der Vorteil realisierbarer Ersparnisse des Unternehmens durch die Online-Frankierung die von diesem nicht zu verantwortenden Kosten für den Transport oder die ohnehin realisierten Gewinne sind an sich schon darüber liegend.
Der Druck auf "rationale Konsumenten", also Päckenversender die prinzipiell fähig sind zwischen einer Online- und Offlinefrankierung in einer Filiale zu wählen, dürfte weiter zunehmen, zumindest aber nicht sinken, für eine Online-Frankierung zu optieren.
Bis dato möglicherweise unwillige Menschen könnten sich durch hohe Umsatzzahlen genötigt, in Extremfällen gar gezwungen, sehen auf diese für sie kostengünstigere Option zurückzugreifen.

Nun muss man dies nicht nur einzelmotivatorisch und einzelfällig, sondern konzernglobal betrachten.
Die Deutsche Post strebt schon länger danach, Filialen zu schließen oder sie an andere Händler und/oder Unternehmen in Kommunen anzuschließen.
Diese zahlen dafür eine Gebühr, erhalten aber ggf. höhere Umsätze, da Paketversender womöglich auch etwas einkaufen.
Das Lieferunternehmen spart dadurch Mietgebühren für eigene Gebäude und kann Personal konzentrieren, also letztlich reduzieren.
Auch baut die Post aktiv Briefkästen und Filialen ab, offiziell in wenig besiedelten und unrentablen Regionen, obgleich sie durch die Mehrwertsteuerbefreiung im Gegenzug zur "flächendeckenden" Versorgung verpflichtet ist.

Dass die neue Bundesregierung eher dazu neigt, diese Befreiung abzuschaffen und anderen privaten Unternehmen im Sinne des "Wettbewerbs" größeren Zugang zu Postdienstleistungen zu ermöglichen, ist keine Neuigkeit.
Dass sich ein rational-kalkulierendes markttätiges Unternehmen darauf frühzeitig einstellen muss, auch nicht.

Wozu führt die mangelnde Preiserhöhungsweitergabe auf alle verfügbaren Bezugs- und Vertriebspfade?
Die Zahl der durch Online-Frankierung verschickten Päcken sollte zunehmen, wenn gleichzeitig für eine hohe und zunehmende Verbreitung des Internet gesorgt wird/ist.
Schaden kann dabei auch eine massive Propaganda des Internet als eines der, wenn nicht das, "wichtigste(n) Medium" des beginnenden 21. Jahrhunderts.

In der Tat stellt es für den Versender, den Konsumenten, eine mögliche Zeitersparnis dar und zwar dann, wenn sein individueller Aufwand den bisherigen nicht übersteigt oder gar unterbietet. Dazu zählen auch finanzielle Erwägungen sowie Zeit, die sich im Sinne der Marktgesellschaft in Zeit/Stundenlohn umrechnen lässt.

Prinzipiell ist es ein weiteres Bruchstück des seit Jahren stetig gedeienden Puzzels der Einbindung des Konsumenten in die Produktion einer wirtschaftlichen Leistung oder eines Produkts - eines Gutes/einer Ware - selbst.
Der Aufbau von Ikea-Regalen ist ein anderes beredtes Beispiel für diesen Vorgang; auch hier spart das Unternehmen an Transport und Aufbau sowie Personalkosten und überträgt dies auf den Käufer/Konsumenten.

Inwiefern diese "Abwälzung", denn von "Kooperation" kann rational aufgrund der fast ausschließlichen Solistentätigkeit des "neuen Prosumenten" nicht gesprochen werden, zu einer tatsächlichen Ersparnis für den Einzelnen führt, muss sehr genau kalkuliert werden.
Der Gewinn des Unternehmens allein scheint mir sehr viel schneller und klarer auszuweisen zu sein.

Durch die Übertragung der ursprünglich vom Unternehmen erbrachten Leistung kommt es zu einem Arbeitszeit und Arbeitsplat verlust in ebendiesem. Gleichzeitig könnte sich das Kompetenzmaß des jeweiligen Konsumenten erhöhen, wenn er mit einer neuen Aufgabe konfrontiert wird, die er so vorher nicht ausführen musste.
Allerdings hängt dies maßgeblich von individuellen Voraussetzungen des Käufers ab: So findet eine systematische Bevorzugung bereits gut ausgebildeter oder handwerklich begabter Menschen, was sicher nicht kongruent sein muss wohl aber eher wahrscheinlich sein dürfte, im Gegensatz zu denen, die dies aus welchen Gründen auch immer nicht leisten können, statt.
Das heisst, dass bereits vorhandene Probleme und Defizite perpetuiert und systematisch fortgesetzt/tradiert werden.
Und zwar schlussendlich immer mit der Folge der Gewinnmaximierung des Unternehmens, unbeachtet der individuellen Leistungserbringung des Konsumenten.

Um auf das aktuelle Beispiel der durch das Internet gestützten Frankierung eines Päckchens zurückzukommen ist es notwendig den dafür individuellen Aufwand zu erkennen, zu kennen und prozessual strikt aus- und durchzuführen.
Eine Planung und darauf aufbauende rationale Kosten-Nutzen-Kalkulation wäre also notwendig.
Doch dürfte dies aus vielen Gründen scheitern; Gründe die nicht immer vom Individuum selbst zu vertreten sind, genauso wenig wie vom Unternehmen wenn es die Leistung nicht überwälzt sondern selbst erbringt/erbringen muss.
Doch in letzterem Falle wird das Unternehmen genau solche Arbeitsleistung einkaufen, die die vorgegebene Tätigkeit mindestens ausreichend und ohne Beanstandungen durch die Kunden erfüllen. Und das in der vorgegebenen Zeit, der Arbeitszeit des lohnabhänig beschäftigten Mitarbeiters.
Es ist daher davon auszugehen, dass die so einzig betrachtete und ohne externe Faktoren bedachte Produktivität dieser Tätigkeit höher sein dürfte als durch in- und externe Probleme beladene oder gestörte Individuen.

In diesem Falle durch Filialmitarbeiter der Post.
Ein Konsument müsste also die einzelnen Schritte zur Online-Frankierung rationalisieren und strukturieren, die Voraussetzungen und Zeit der notwendigen Schritte messen und dazu ggf. benötigte Material- und Fahrtkosten einbeziehen.
Denn auch wenn man mittlerweile komplett ohne den Besuch einer Filiale Versendungen vornehmen kann, muss man dann doch mindestens eine Paketbox aufsuchen. Mutmaßlich stehen diese nicht immer in mittlerer Entfernung von bis zu einem Kilometer vom Standort der Online-Frankierung, weshalb eine Fahrt per PKW oder ÖPNV einkalkuliert werden sollte.
Was wiederum mit Zeit- und Finanzaufwand verbunden ist.

Verfügt man also über einen internetfähigen Computer, einen Internetzugang und die notwendige Zeit nebst Schaffung der Voraussetzung individueller Reproduktion, vulgo auch "Arbeit" genannt, benötigt man noch einen Drucker, Tinte, Papier sowie Strom zur Betreibung des Computers und Druckers.
Die Zeit, die man zum Auffinden und Benutzen einer Filiale oder Paketbox benötigt sowie finanziellem Aufwand zum Transport der Sendung in ebendiese muss ebenso einbezogen werden.

Die Kernfrage lautet dann also, will man schon die tiefere, darunterliegend oben nur angedeutete Veränderung der Produktions- und Konsummuster akzeptieren oder ignorieren:

Kann die relative Preissenkung, die auch nur eine virtuelle ist, da der bisherige Preis auch der neue ist nur höhere Opportunitätskosten bei Versendung eines Päckchens ab Stichtag bestehen, die individuellen Kosten kompensieren?
Und wenn das einzelkalkulatorisch eintreten möge, kann man dann auch auf eine Allgemeinheit schließen?
Eine volkswirtschaftliche Kostenrechnung gibt es zwar, diese schließt Wechselfälligkeiten aber nicht mit ein.
Ein grundlegend positiver Kommentar kann sich aus einem oder mehreren positiven Ergebnissen diesbezüglich nicht ableiten lassen.

Allein die Anreizwirkung und Veränderung der Produktions- und Konsumgewohnheiten dieser und anderer Leistungen dürfte eindeutig sein.

Deutsche #Bahn - Neues Ticket: #Quer-durchs-Land

Bei einer Zugfahrt am letzten Wochenende fiel mir eines neues Fahrscheinangebot ("Ticket") der Deutschen Bahn auf.

Dabei handelt es sich um das sogenannte "Quer durchs Land"-Ticket, mit welchem alle Nahverkehrszüge der Deutschen Bahn sowie angeschlossener Bahnen an einem Tag in ganz Deutschland für eine Einmalzahlung ("Flatrate") genutzt werden können.

Wie beim "Dauer-Spezial", zu dem ich mich bereits anderweitig äußerte, da ich darin eine Ausbeutung der "normalen" Bahncard (BC) 25 sowie 50 Nutzer sah, befristet der Konzern das Angebot; in diesem Falle sind die Karten zunächst
unbegrenzt verfügbar bis zum 31. Januar 2010
.
Dies scheint bei der Deutschen Bahn an sich gern ausgeführte Praxis zu sein, ziehen Kunden doch mutmaßlich Ticketkäufe vor.
Allerdings gibt es in diesem Falle eine erstaunliche Neuerung, die es selbst beim eher dauerhaften "Dauer-Spezial" gibt das eigentlich befristet sein muss und gemäß Ticketbedingungen auch ist und jeweils um ein weiteres Jahr verlängert wird: Das Ticket ist maximal einem Monat vor der eigentlichen Fahrt buchbar.
Das Dauer-Spezial lebt bspw. gerade von langer Buchungszeit und dem - mglw. absichtlich - verknappten Angebot. So muss sich der Reisende auf das Datum und den Zug zwingend festlegen. Einen Umtausch schließt die Deutsche Bahn schon vorsorglich aus, obgleich sie dazu aufgrund rechtlicher Regelungen innerhalb des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) verpflichetet wäre.

Weshalb die Begrenzung auf einen Monat im Voraus?
Womöglich soll dies zur besseren Kalkulation der Zugauslastung am Reisetag verhelfen, muss man das Ticket doch auch schon für die absolute Mitfahrerzahl passend kaufen.
Erneut eine Differenz zu bestehenden Angeboten wie dem Wochenend- oder Sachstenticket.
Das Unternehmen kann mit Hilfe dieser Tickets also noch genauer kalkulieren, wie viele Fahrgäste am fraglichen Tage zu erwarten sind.
So denn solche Kalkulationen überhaupt angestrebt und ggf. durchgeführt werden.

Die notwendige Vorfestlegung auf die angestrebte Mitfahrerzahl ist eine weitere Neuerung.
Bislang konnte man mit dem Angebot des Wochenendtickets, welches seinerseits nur Samstag oder Sonntag von 00:00 Uhr bis 03:00 Uhr des Folgetages im Nahverkehr gilt, für 38 EUR maximal 4 zusätzliche Personen mitfahren lassen. Oder eben allein fahren, wofür es bei den Länder-Tickets mittlerweile auch billigere sogenannte "Single-Tickets" gibt.
Das heisst also, dass man sich bis einschließlich Fahrttag nicht auf eine Gesamtfahrerzahl festlegen wollte und so deutlich flexibler war.
Diese Flexibilität beschränkt das Eisenbahnunternehmen nun.

Um das Wochenendticket anscheinend nicht zu kannibalisieren, gilt das Quer-durchs-Land-Ticket nur von Montag bis Freitag von 09:00 Uhr bis 03:00 Uhr des Folgetages. Für das Wochenende muss man ein, ggf. zwei Wochenendtickets mit einem um vier Euro höheren Preis kaufen.
Im Kern bietet das Unternehmen also ein "Wochenendticket ohne Wochenende" an; überträgt also die Systematik auf die Arbeitstage Montag bis Freitag. Allerdings wäre es innovativ gewesen, einem bestehenden Ticket für die im Angebot beschriebenen fünf Euro Zusatzkosten weitere Einzeltickets für andere Mitfahrer hinzubuchen zu lassen.
Das heisst, dass der erste Nutzer das Ticket kauft und falls er einen weiteren Mitfahrer findet, dieser nur fünf Euro für einen Ticketzusatz bezahlen muss.
Allerdings scheint die Bahn lieber auf höhere Einnahmen durch einen Einzelticketkauf zu setzen. Dieses Kalkül ist rational und dürfte aufgehen.
In diesem Zusammenhang lohnt sich ein näherer Blick in die Angebotskonditionen, genauer auf den Punkt "Besonderheiten":
Eine Erweiterung der Gruppengröße nach Fahrtantritt ist nicht zugelassen.
Das bedeutet nichts anderes, als dass nicht nur die Flexibilität beschränkt wird; die Erweitung der Gruppengröße wird schon durch die Ticketgestaltung selbst verunmöglicht.
Was bei den anderen Länder- und Wochenendtickets anders ist: Bei letzteren kann man problemlos mit zwei Fahrern starten und mit insgesamt fünf Personen am Ziel ankommen.

Andere Gedankenspiele meinerseits, welche langfristig stabile Einnahmen bei der Bahn sowie kostengünstigere Tickets durch Ticket-Sharing ermöglichten, werden nicht aufgegriffen, obgleich ich mich mehrfach u.a. per Post an das Unternehmen wand.
Auch hier scheinen die Zusatzeinnahmen höher zu sein als mögliche Einnahmen aus Gebühren vermittelter Mitfahrer.

Der vier Euro betragende Preisunterschied des sich auf den gleichen Nahverkehrs-Leistungsumfang beziehenden Quer-durchs-Land- zum am Wochenende gültigen Wochenendticket erklärt sich vermutlich durch die Nutzungsmöglichkeit, aufgrund zeitlichem Geltungsbeginn ab 09:00 Uhr des ersten und einzigen Nutzungstages.


Abseits aller Feinheiten bleibt aber mindestens: Ein erneuter Baustein zur Unübersichtlichkeit der Bahnfahrscheine.
Um zu begreifen, wann welches Ticket gültig und vorallem für eine Fahrstrecke günstig ist, ist ein Besuch in einem vielfach lange geschlossenen Reisezentrum oder Minuten-, gar Stundenlange Online-Recherche notwendig.
Statt den Trend zu einfacheren Transfer- und Ticketingsystemen mitzugehen, erfindet die Bahn ein neues Ticket.
Anstatt das Wochenendticket auf ein "Wochenticket" mit eintägiger Gültigkeit und einem Festpreis zwischen 34 und 38 Euro festzulegen, erwägt man ein neues.
Unnötig notwendige Umstellungskosten für Papier in den Reisezentren sowie elektronische Umrüstung der Bahnautomaten, die auch bei zentraler Softwareumstellung notwendigen Programmieraufwand bedeutet, anzusprechen.

Insgesamt scheint mir das ineffizient und aufwendig.