Dienstag, 28. April 2009

"Finanzhaie würden FDP wählen".



Ahja, Message angekommen.




Beim Ansehen der "Plakatauswahl" der SPD für den Europawahlkampf, vorgestellt vom "Wahlkampfmanager" Kajo Wasserhövel - ich dachte ja bis vor kurzem noch, Hubertus Heil sei dafür verantwortlich - kommen mir schlagartig zwei Gedanken:

1. Hoffentlich nutzt die SPD die Plakate wirklich NUR im Internetwahlkampf.
2. Dümmer geht es immer.

Da ich nicht nur Sympathisant, sondern auch Mitglied dieser Partei bin, tut mir selbst Punkt zwei gewissermaßen "weh". Aber ein Plakat wie das über die LINKE, "[...]Heisse Luft würde[...]" ist nicht mehr witzig oder "schelmisch" es ist einfach maßlos plump.
Es schafft nicht einmal von einem der größten Probleme der letzten Jahre innerhalb der SPD und in deren Selbstwahrnehmung abzulenken: Dem ungeklärten Verhältnis zur LINKEn.
Und es ist auch nicht zu klären, solange eine "mit denen nicht" Führung den Ton nicht verändert, wie es Müntefering bei der Diskussion zu Vergangenheit und Mauer bereits andeutete.




Für den Internetwahlkampf mag das LINKEN-Plakat ja gerade noch taugen, mag es doch Fürsprecher unter Usern geben, die das - wenn nicht genauso - doch als witzig oder ähnlich auffassen.

Die zumindest zwei auf der Website der SPD abgebildeten Plakate scheinen aber meine These zu stützen, dass das negative campaigning im und durch das Internet eine neue Dimension erreicht.
Bis auf einen SPD-freundlichen Satz und die Internetadresse hat das Bild KEINERLEI Aussage. Gar nichts förderliches.
Reines negative campaigning.

Zumal auch noch dumpfeste Klischees bedient werden: Der "Finanzhai" auf dem Plakat eins trägt natürlich ein weißes Hemd und Krawatte; unschwer kann hier die Anspielung auf Banker und Bankmanager abgelesen werden.
Der Tiervergleich ist in der SPD auch nicht neu, nannte Franz Müntefering die Hedge-Fonds und nolens volens deren menschliche Mangager sowie Verhaltensweisen "Heuschrecken". Just diese, die durch u.a. Rot/Grün zugelassen wurden.
Eben dieser Müntefering beklagt sich übrigens später in einer Bundespressekonferenz, es sei unfair, später an einmal im Wahlkampf gegebene Versprechen gemessen zu werden.

Nunja, dümmer und grotesker geht es anscheinend immer.

Weshalb die Figur auf den jeweiligen anderen Plakaten allerdings nur den Kopf ausgetauscht bekommt, ist mir noch unklar. Soll das heissen, dass seien alles die gleichen Leute, nur mit jeweils anderen "Köpfen"? Also im ersten Hai-Falle evtl. "anonymes Finanzkapital", den man mal spielerisch ein tierisches Gesicht gibt?
Zumal auf keinem Plakat ein Logo oder eine Farbe einer negativ-genannten Partei vorkommt; allein die Namen sind genannt.
Ich weiß ja nicht, ob das Ganze so weit tragen wird.

Mir sieht das stark nach alt-bekannter Manier, den Europawahlkampf bzw. europapolitische Themen mit Bundestagswahlkampf resp. bundespolitischen Themen zu verquicken, aus.
Und das, obgleich von Müntefering bei einer Parteiveranstaltung vernommen werden konnte, man wolle nun etwas europapolitischer agieren und argumentieren, da Europa selbst immer wichtiger und als Handlungsebene auch parteipolitisch immer nutzbringender würde.

Davon zeugt nun nicht einmal ein Verweis auf eine Website einer "Europäischen Sozialdemokratie", sondern nur auf die der deutschen SPD.

Mehr Veranstaltungsstreaming!

Die Praxis, Veranstaltungen und Ereignisse stärker ins Internet zu streamen könnte ruhig stärker raum greifen.

Dann übertrüge nicht nur die Sachsen-CDU ihren "Zukunftskongress 2020" ins Internet, sondern es wäre vielleicht auch machbar, universitäre Präsenzveranstaltungen stärker zugunsten internetgestreamter Veranstaltungen zu verlagern.
Dies ermöglichte den Raumverwaltungen der Universitäten möglicherweise auch ein effizienteres Raum- und Platzmanagement und die Studierenden müssten nicht vor jedem zweiten besser besuchten Hörsaal sitzen.

Nahezu 2/3 der an meiner Universität angebotenen Vorlesungen könnte man ins Internet übertragen und auch dort Anwesenheits- und Hörerlisten führen, für BA-Studierende die Credits oder ähnliches benötigen.

Das ist ein Trend, den viele Unternehmen notbehelfsmäßig aufgrund sinkender Gewinne und gleichbleibender Kosten für Flüge bzw. Arbeitskosten beschreiten.

Auch Parteien könnten und sollten ihre Veranstaltungen stärker ins Netz übertragen, statt selbst-produzierte und damit per se geschönte Videos in eigenen "Kanälen" auf Youtube zu verbreiten. Letztere haben in ihrer Mehrzahl einen so geringen Mehrwert an Information, dass es genügt, die Webseiten der Parteien und/oder Politiker anzusehen.

Und wenn man dann mal wieder eine neue "Sau" durchs mediale Dorf treibt, wie H5N1 oder H1N1, dann ist es sicher auch sinnvoll, nicht den öffentlichen Personennahverkehr nutzen zu müssen ;).

Montag, 27. April 2009

FC Bayern entlässt Klinsmann

Sind es die Mechanismen "des Geschäfts" mit denen manchmal indirekt lobend und huldvoll Entlassungen von vorzugsweise Trainern im bezahlten Fussball bezeichnet werden, oder Ausdruck des "Leistungsprinzips", das man 1:1 am Punkte- und Tabellenstand des jeweiligen Vereins ablesen kann?
Oder ist es einfach der Weg des geringsten Widerstandes?

Was es auch sei, am heutigen Tage entließ der Fussballclub FC Bayern München seinen Trainer Jürgen Klinsmann.
Er kam vor etwa zehn Monaten mit selbst kommunizierten Ambitionen, die medial nicht gerade niedrig gehängt wurden.[1]

Als ich von der Verpflichtung Klinsmanns las, äußerte ich die These, Klinsmann könne entweder groß rauskommen und überragend reüssieren oder relativ schnell scheitern.
Zumal ich davon ausging, dass ein Trainer einer Nationalmannschaft zu einer Vereinsmannschaft kommend keinen leichten Stand haben würde.

Die Verpflichtung des 5-Spiele-Trainers Heynckes ist eine Offenbarung der bisherigen Bayern-Führung speziell Rummenigges. Es ist kein richtiger Neuanfang und auch kein Zukunftsmodell. Dieser Mann ist vor nicht allzulanger Zeit bei dem Verein entlassen worden, gegen den Bayern im letzten Spiel verlor.

Wer sich nun äußert ist schon kurios. Eine Claudia Roth und Olaf Scholz gelten nicht gerade als Experten des Fussballsports.

Ich gehe soweit, dass auch das obere Mangement des Vereins Bayern München gescheitert ist. Auch hier müssen Köpfe rollen. Ob nun ein Nachfolger für Hoeneß gefunden wird oder nicht, er wird kaum noch alten Stand erreichen.

Woran ein Trainer am Ende scheitert wissen wir nicht sicher. Mannschaften können intern und nach außen gegen einer Trainer opponieren, spielen einfach nicht mehr 100% auf dem Platz in jedem Spiel.
Trainerentlassungen sind statistisch nur in den wenigsten Fällen sinnvoll, vorallem ex post betrachtet. Meist stehen die Mannschaften mit den neuen Trainern nicht besser da als mit den anderen.
Ein Felix Maggath wurde wurde auf Tabellenplatz vier entlassen, wo stehen die Bayern heute?
Und wo Wolfsburg?

Solche Fragen sind müßig und Leute wie Maquart vom Focus sind in ihren Äußerungen so sinnhaft und zielführend wie ebendiese. Alles auf das Spiele gegen Schalke zuspitzen zu wollen, ist eine Selbstaufgabe und macht das Zaudern der Verantwortlichen klar. Jemandem bei guter oder besserer Leistung zu entlassen, weil man sieht, dass es nicht passt, ist eine Leistung.
Jemanden nach einem 0:1 zu entlassen dagegen nicht.

Jürgen Klinsmann wird einen neuen Job finden, mutmaßlich in den USA.
Der FC Bayern wird auch weiterhin dafür sein, eigene Einnahmen zu erhöhen und damit Spieler und Trainer einzukaufen. Dieses Modell hielt sich in den letzten Jahrzehnten relativ gut. Und sie dümpeln nicht sehr lange tatenlos dahin, zumindest was Trainer betrifft.
Die Zeit für Beckenbauer, Hoeneß und Rummenigge läuft ebenso ab; in Schalke wurde auch gleich der Manager zurückgetreten.
Ein Rudi Völler sollte sich meiner Ansicht auch tunlichst vom FC Bayern fern halten, lief und läuft es doch schon in Leverkusen bestenfalls suboptimal.

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[1]: Bayern wirft Klinsmann raus, Tagesschau.de; http://sport.ard.de/sp/fussball/news200904/27/klinsmann_weg.jsp; letzter Zugriff 27.04.09 20:34 Uhr.

Sonntag, 26. April 2009

Krise, Unruhen und Systeme

Ich schrieb einmal, die "Linke" - nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen" Partei - Deutschlands, wozu ich Teile der Sozialdemokratie, der Grünen und eben genannte Partei Zähle, stünden nach dem Schröder-Blair-Papier, der starken Angebotsorientierung der Wirtschaft und damit verbundenen Maßnahmen in der Regierungszeit Rot/Grün vor der Aufgabe, eine andere Startposition für weitere Auseinandersetzungen mit je im politischen und wirtschaftlichen System der BRD lokalisierte Akteure auszuprägen.

Ich bezog diesen Gedanken damals auf die meiner Ansicht nach scharfe Auseinandersetzung mit dieser Koalitions im (Vor-)Bundestagswahlkampf des Jahres 2005.

Da wurde bei einem positiven Wirtschaftswachstum von einem Deutschland als "Schlusslicht Europas" gesprochen und die Rezepte gleich mitgeliefert: mehr Arbeiten, mehr Wochenstunden ohne vollen Lohnausgleich, Abweichungen von Flächentarifverträgen hin zu einzelbetrieblichen Vereinbarungen usw.
Heute firmiert das so oder ähnlich teilweise unter den "Leipziger Beschlüssen" der Union.

Dann wurde die Große Koalition aus Union und SPD gebildet, eine Koalition der "Wahlverlierer" wie man hören oder lesen konnte: Die Union wurde deutlich stärker, die SPD deutlich schwächer demoskopiert. In der Kumulation allerdings ließen beide Federn, was zur Weiteren Stärkung der beiträgt, die das Ende, oder zumindest den prozessualen Bedeutungsverlust der "Volksparteien" nach Kirchheimer zu erkennen glauben.
Beide Parteien nahmen für sich die Phase des "Aufschwungs", an der es in Ansätzen berechtigte Zweifel gab, da in der gesamten Zeit bpsw. Reallöhne sanken, aus verschiedenen Perspektiven in Anspruch:
Die SPD versuchte dies auf die "erfolgreiche Regierungszeit" Rot/Grün und der unter Kanzler Schröder durchgeführten Agenda 2010-Politik zurückzuführen.
Die Union versuchte mit zunehmender Zeit ihrerseits relative "Erfolge" für sich und die mit ihrem Eintritt neue begonnene Koalition zu verbinden.

Polemisch könnte man nun Fragen, wessen Kind die "Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise" ist. Eifrig stellen handelnde Akteure die quasi "Singularität" dieser und deren weltumspannenden Charakter dar. So sei es noch niemals vorgekommen, dass eine "Krise" alle Länder "gleichermaßen" treffe. Nun wäre dieses Argument stichhaltig, wenn wir es im Laufe der Jahre nicht mit massiven weltwirtschaftlichen Verwerfungen zu tun bekommen hätten, deren Ausmaß und Charakter nachlesbar waren und sind und diese sich in der Folge in unterschiedlicher Weise auswirken.
Was die Akteure aber hier versuchen, ist eigene Handlungsfähigkeit ex post systematisch an ein anderes, zirkuläres Regelungssystem von begrenzter Steuerbarkeit abzutreten: an das, was man auch vorher mit "Globalisierung" benannte.
Die Argumente wurden also in "besseren Zeiten" eher verdrängt als in "schlechteren".
Man könnte - ohne Betrachtung systemischer Akteurszwänge - auch schreiben, "jeder redet wie er es braucht und wann er es braucht".

Und so falsch wäre das auch nicht. Die demokratischen Regierungszyklen ermöglichen eine friedliche Abberufung von Exekutiven, verhindern jedoch tendenziell längerfristige Verantwortungszuschreibungen. Eine oberflächliche Abqualifizierung der SPD als "unfähig zur Haushalts- und Finanzpolitik" - wie von einigen Konservativen gerne getätigt - oder Regressierung spezifischer Teileliten geht dabei fehl.

Denkt man ein wettbewerbliches, somit nolens volens brutales, profitorientiertes kapitalistisches Wirtschaftssystem auf globaler Ebene bis zum Schluss, kann man leicht der Absolutheitsthese der Verfechter dieser Ordnung, manchmal vulgär und falsch als "Neoliberalisten" bezeichnet, aufsitzen: Es gebe keine andere Möglichkeit, da das Kapital "total" - eine im Extremismuskontext interessante Vokabel - fluide und beweglich sei und sich daher die besten - also allokativ effizientesten Anlagemöglichkeiten - suche. Dies gelte auch für Volkswirtschaften.
Nun scheint es in aktueller "Krise" so zu sein, dass gerade letzter Satz in dieser Absolutheit nicht mehr gilt. Das Kapital flüchtet - zumindest kurzfristig - in sichere Assets wie Staatsanleihen und hält die Renditen hoch und Zinsen niedrig.
Aber noch mehr als dies, muss ich erneut zu meiner - oberflächlichen - Aussage, es gebe und gibt keine "Marktwirtschaft", wenn man es nach deren Verfechter als "ideal" denkt und selbst eine sogeartete "soziale" Form dieser ist nur sehr schwer vorstellbar.
Eine ideale Marktwirtschaft kann es aus Gründen der Marktmonopolisierungstendenz nicht geben. Um dem abzuhelfen, wurde eine im nationalen Rahmen "steuernde" Einheit, der Staat, bemötigt und benannt.
Dieser gehört mit in das System und ihm kann so gesehen qua Theorie und unbeobachtet realer Ausprägung kein größeres Vertrauen entgegen gebracht werden als anderen Akteuren. Denn er "lebt" einzig von seiner deutlich erhöhten Fähigkeit zur Kapitalakkumulation durch Repression. Das steht vulgo für "Steuersystem" und "Strafgesetzbuch". Gleichzeitig ist der zur eigenen Refinanzierung auf den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten gezwungen, die er aufrecht erhält und im Sinne des Systems erhalten muss.

Es geht also definitiv fehl, den aktuell handelnden Eliten einen positiven Impetus zuzuschreiben. Sie reagieren und sind "Getriebene".

Wenn "Der Spiegelfechter" heute schreibt, irgendwann entlüde sich der Zorn der Menschen über die Straßen auch auf die politischen Eliten, so bin ich nicht ganz so optimistisch wie er mit seinen Aussagen und dem mitklingenden Schwung.[1]
Möglicherweise - und ich bin keineswegs so phantasielos der Geschichte keine Revolutionen mehr zuzutrauen wie er zutreffend schreibt - wächst der Ärger, wenn die Arbeitsplätze tatsächlich verloren gehen und nicht wie bislang den Arbeitgebern die Sozialversicherungsbeiträge erlassen und den Arbeitnehmern Kurzarbeitslohn von in Fällen mit Kind über 60% gezahlt wird.

Zuletzt las ich gar die letztendliche Aufgabe eines wettbewerblich-markt- und privatwirtschaftlichen Systems zumindest temporär, indem der Staat, in organisationa die Bundesagentur für Arbeit, "öffentliche Beschäftigungsgesellschaften" schaffen soll und in diesen natürlich alle Sozialversicherungsbeiträge aber sogar bis zu 100% des Lohnes steuerlich bezahlt werden sollen.
Was das dann noch mit Privatwirtschaft zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Andere mögen entgegenen, dass die Opportunitätskosten von (Massen-)Entlassungen größer seien und die Übernahme der Arbeitnehmer sowie der Nachweis der Notwendigkeit durch die Unternehmen nur ein Übergangsmoment darstellt.

Aber das Zusammen mit dem Fakt, dass das Bankensystem, zumindest großer Teile des westlichen Kulturkreises, de facto insolvent ist - was nicht ich, sondern führende, heute stärker rezipierte Wirtschaftswissenschaftler schreiben und sagen -
und ein absehbar irgendwann stattfindender Crash der Papierwährungen, kann doch nun kaum noch über etwas hinwegtäuschen und es könnte kaum noch schlimmer sein.

Und selbst vor diesen Hintergründen gehen die Menschen eben nicht zu hunderttausenden auf die Straße.

Den Banken werden Milliarden an Steuergeldern und also neuen "Schulden" gegeben um zunächst entweder unverkäufliche Papiere in "Bad Banks" auszulagern, die Solvenz der Institute noch zu gewährleisten oder gar so weiterzumachen wie bislang.
Und das nicht nur in den USA, sondern auch europaweit.

Einige - und das muss ich immer wieder hervorheben - fordern auch weiterhin "größere Einheiten" - also (Zwangs-)Fusionen von Banken und anderer "systemrelavanter" Unternehmen als hätten sie nicht begriffen, dass mit zunehmender Bilanzgröße einer Bank deren behauptete "Systemrelevanz" ebenso zunimmt.

Wir sollten "Schulden" ohnehin ganz neu definieren, denn nach einer Phase hoher Inflation und stattfindender Währungscollapse werden diese schlicht "getilgt", denn ich frage mich so langsam ganz ehrlich, wer das alles "bezahlen", in dem Sinne also zukünftig "refinanzieren" soll.

Und das geht weiter über die meiner Ansicht nach lächerlich-eindimensionale Forderung, den "nachkommenden Generationen", manchmal auch einfach auf "Kinder" verkürzt, keine "Lasten" übertragen zu dürfen.
Das sagen dann gerade die, die die Gewinnung von Energie durch Spaltung von Urankernen, vulgo Atomtechnik, genieren wollen und die nicht sehen wollen, dass deren Abfallprodukte über tausende von Jahren strahlen und strahlen werden.
Da fasst man sich selbst für eine Übergangszeit nur noch an den Kopf.


Wohl gemerkt, lieber Spiegelfechter: Hier sind wir schon. Das sind Phänomene, die einem eigentlich tägliche gebieten, auf die Straße gehen zu müssen.
Ich zähle weitere wie groteske Niedriglöhne, Privatisierungen von Unternehmen der "Daseinsvorsorge" verschiedenster Art um kurz- bis mittelfristig Gewinne zu privatisieren, irgendwann aber IMMER Verluste ab einer kritischen Größe zu sozialisieren (siehe Banken, das SIND bei der Bezeichnung "Systemrelevanz" für die derzeitige Ordnung relevante Einheiten und daher de facto gesellschaftlich kontrolliert und finanziert. Zumindest irgendwann.
Man kann dann nur noch streiten, ob es diese "Gesellschaft" zur "Systemrelevanz" überhaupt in der bezeichneten Größe und Masse gibt.), die grotesken Ungleichheiten zwischen Nord- und Südhalbkugel auf nahezu allen Gebieten und dem damit verbundenen Fakt, dass "wir" auf Kosten "derer" leben und das JEDEN TAG, nur auf.


Ich sehe niemanden auf der Straße und ehrlich gesagt, vermag ich im Kommentar Schwans noch eher entweder eine gute Absicht oder reine Wahlkampfabsicht zu erkennen, je nach Standpunkt, ob man Menschen in solchen Positionen überhaupt noch "gute Absichten" abseits systemisch (notwendiger) Handlungen zutrauen mag.
Viele SPD-Politiker auch aus der ersten Reihe werden nun verärgert über die Schwan-Äußerungen zitiert oder vernommen. Allerdings kann ich mir nach allem was ich weiß und wie ich Wahlkampf sowohl zum Bundestag als auch zum Bundespräsidialamt aufzöge, nicht ernsthaft vorstellen, dass Steinmeier und andere nichts von dem Vorstoß gewusst haben.
Wobei der "Vorstoß" bei genauerem Lesen ja deutlich harmloser ist als vielfach kolportiert; erneut liegt "Der Spiegelfechter" hier richtig.

Die einzelnen Akteure und auch die SPD haben durch diesen aber die Möglichkeit, ihr Profil weitergehend zu "schärfen" und klare Kante zu geben.
Die, die der "Unruhethese" Schwanz zustimmen, könnte man eher als "Vertreter des Kleinen Mannes" kommunizieren, evtl. auch in eher "abseitige" politische Spektren.
Die, die diese negieren, wird man wohl bei möglicher Verschärfung der "Krise"nfolgen später als Verharmloser und - wie die Medienrezeption nuneinmal funktioniert - als "hinterweltlerisch", konservativ, langsam und inadequat vorbereitet begreifen, ihnen also Legitimation und Erfolg ex post absprechen.


Aber auch hier gilt: Ich sehe keine Menschen auf der Straße. Die Kritik am poltischen System ist noch nicht groß genug, "die Demokratie" an sich möchte anscheinend (noch?) niemand existenziell kritisieren.
Letzteres ist gut so, ich lehne mich da an Churchills "berühmten" Spruch an.

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[1]: Der Spiegelfechter: Ein Land am Rande des Nervenzusammenbruchs, http://www.spiegelfechter.com/wordpress/521/ein-land-am-rande-des-nervenzusammenbruchs; letzter Zugriff: 26.04.09 17:19 Uhr.

Mittwoch, 22. April 2009

Verwirrung und Nutzenhinterfragung von Mitteln des Onlinewahlkampfes

Ob es in diesem Jahr, bei der Bundestagswahl 2009, zu einem ähnlich großen EInsatz des Internet im Wahlkampf durch Parteien, Organisationen und Verbände kommen wird und die Historisierung und Analyse dies einst so sehen wird, ist heute noch nicht abzusehen.

Eines allerdings konstituiert sich heute für mich heraus: Mehr Angebote und mehr Undurchsichtigkeit und Verwirrung.

Als Beispiel sei hier auf die SPD und deren Auftritte in den Portalen "Facebook" sowie "meinespd.net" verwiesen.

Auf letzterem wird man seit Neuestem mit einer bei mir zunächst Verwirrung stiftenden Website "Wahlkampf09" begrüßt, die mich nach Eingabe von Authentifikationsdaten auf "meinespd.net" weiterleitete. Sinn und Nutzen kann ich nur bedingt nachvollziehen. Entweder ermöglicht man registrierten SPD-Mitgliedern automatisch den Doppellogin auf beiden Angeboten oder man belässt es bei der Werbung für "Wahlkampf09"[1] auf "meinespd.net"[2].

Nun sind Internetnutzer, Blogger, etc. überdurchschnittlich gebildet, politik- und parteiaffin und technisch versiert. Aber was ich im Facebook und in der sogenannten "Vernetzung" der Angebote zeigt, verwirrt zumindest mich.
Es müsste ja zunächst einmal definiert werden, was eigentlich unter "Unterstützer" zu verstehen ist.
Wie in einem vorhergehenden Beitrag bereits gemutmaßt, dürfte diesem weit weniger Reichweite und inhaltliche Beteiligung zukommen, als angenommen.

Nur weil jemand irgendwo als "Unterstützer" registriert ist, oder "Fan" von jemandem ist, ist dies noch kein aktiver, inhaltlicher Beitrag zum Wahlkampf.
So gesehen sollte man analytisch zwischen direkter, inhaltlicher Arbeit und Teilnahme zur Werbung und Wählermeinungsmanipulation und indirekter-motivationaler, sowie identifizierender Teilnahme zu unterscheiden. Fraglich ist, inwiefern sich gerade letztere Komponente als niederschwelliges Angebot positiv auf Wähler auswirken kann.

Allerdings ist ein Klick auf "Fan werden" oder "Unterstützer werden" sehr schnell getätigt und damit gilt auch hier die aus dem realen Leben bekannte Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Parteimitglied sowie "Sympathisant".



Die SPD versucht mit "Wahlkampf09" dem oben genannten Problem des riesigen Angebotsüberhangs zu kanalisieren und ihrem Interesse zur Informations- und Kampagnenmonopolisierung Geltung zu verschaffen.
Dabei kann man die Partei bei Twitter verfolgen, Youtube-Videos anschauen oder "Fan" auf Facebook werden, allerdings stehen auf der Website eher wenige, direkte Kommunikationsmittel oder Kalenderkoordinationsmöglichkeiten zu realen Treffen von Abgeordneten oder Kandidaten bereit.
Die Aufforderung, sich irgendwo zu "registrieren" und "Unterstützer" zu werden, liest man sehr häufig. Ich bezweilfe allerdings den direkten Nutzen im Sinne aktiver, inhaltlicher Wahlkampfführung mit und durch die Mitglieder.
Zur Sammlung von Kontaktdaten und -adressen ist dies sicher sinnvoll, zeigt sich in der deutschen Bevölkerung bei proportionalität zu sinkendem Alter scheinbar ein großes Datenmitteilungsbedürfnis.

Wobei ich mittlerweile vom Gedanken der spezifischen, punktuellen Nutzenrealisierung durch Anmeldung auf einer solchen Website oder Vernetzungsportalen abgekommen bin.
Unbestätigt und -bewiesen gehe ich davon aus, dass ein Großtteil dessen aus dem "Zwang dabeizusein" resultiert, um nichts zu verpassen.
Das empfände ich zumindest als einen Hinweis darauf, dass sich damit direkt negative Folgewirkungen und Analysen verbinden könnten, die sich auch auf die Bewertung der Angebote sowie spezieller Nutzenfunktionen beziehen.




Des Weiteren stelle zumindest ich in der Nutzung der social communities eine interne, kommunikative Organisationsform von Organisationsmitgliedern im Gegensatz zu aktivem, auseinandersetzendem Online-Wahlkampf fest.
Es existiert also sehr wohl eine "Aktivität" in Angeboten wie beispielsweise Facebook, besieht man sich bspw. Diskussionsgruppen.
Aber dies ist kein spezifisch neues Phänomen, wie bspw. leicht-zugängliche individuell erstellte Kampagnenvideos auf Youtube beispielsweise.
Vielmehr wird es durch die spezifischen Vernetzungsmöglichkeiten von Facebook, Twitter und anderen Anwendungen möglich, Kontakt zum Mitglied, also bspw. Kandidaten, zu halten. Dies aber weniger in direkter Interaktion.

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[1]: http://www.wahlkampf09.de

[2]: http://www.meinespd.net