Mittwoch, 22. April 2009

Verwirrung und Nutzenhinterfragung von Mitteln des Onlinewahlkampfes

Ob es in diesem Jahr, bei der Bundestagswahl 2009, zu einem ähnlich großen EInsatz des Internet im Wahlkampf durch Parteien, Organisationen und Verbände kommen wird und die Historisierung und Analyse dies einst so sehen wird, ist heute noch nicht abzusehen.

Eines allerdings konstituiert sich heute für mich heraus: Mehr Angebote und mehr Undurchsichtigkeit und Verwirrung.

Als Beispiel sei hier auf die SPD und deren Auftritte in den Portalen "Facebook" sowie "meinespd.net" verwiesen.

Auf letzterem wird man seit Neuestem mit einer bei mir zunächst Verwirrung stiftenden Website "Wahlkampf09" begrüßt, die mich nach Eingabe von Authentifikationsdaten auf "meinespd.net" weiterleitete. Sinn und Nutzen kann ich nur bedingt nachvollziehen. Entweder ermöglicht man registrierten SPD-Mitgliedern automatisch den Doppellogin auf beiden Angeboten oder man belässt es bei der Werbung für "Wahlkampf09"[1] auf "meinespd.net"[2].

Nun sind Internetnutzer, Blogger, etc. überdurchschnittlich gebildet, politik- und parteiaffin und technisch versiert. Aber was ich im Facebook und in der sogenannten "Vernetzung" der Angebote zeigt, verwirrt zumindest mich.
Es müsste ja zunächst einmal definiert werden, was eigentlich unter "Unterstützer" zu verstehen ist.
Wie in einem vorhergehenden Beitrag bereits gemutmaßt, dürfte diesem weit weniger Reichweite und inhaltliche Beteiligung zukommen, als angenommen.

Nur weil jemand irgendwo als "Unterstützer" registriert ist, oder "Fan" von jemandem ist, ist dies noch kein aktiver, inhaltlicher Beitrag zum Wahlkampf.
So gesehen sollte man analytisch zwischen direkter, inhaltlicher Arbeit und Teilnahme zur Werbung und Wählermeinungsmanipulation und indirekter-motivationaler, sowie identifizierender Teilnahme zu unterscheiden. Fraglich ist, inwiefern sich gerade letztere Komponente als niederschwelliges Angebot positiv auf Wähler auswirken kann.

Allerdings ist ein Klick auf "Fan werden" oder "Unterstützer werden" sehr schnell getätigt und damit gilt auch hier die aus dem realen Leben bekannte Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Parteimitglied sowie "Sympathisant".



Die SPD versucht mit "Wahlkampf09" dem oben genannten Problem des riesigen Angebotsüberhangs zu kanalisieren und ihrem Interesse zur Informations- und Kampagnenmonopolisierung Geltung zu verschaffen.
Dabei kann man die Partei bei Twitter verfolgen, Youtube-Videos anschauen oder "Fan" auf Facebook werden, allerdings stehen auf der Website eher wenige, direkte Kommunikationsmittel oder Kalenderkoordinationsmöglichkeiten zu realen Treffen von Abgeordneten oder Kandidaten bereit.
Die Aufforderung, sich irgendwo zu "registrieren" und "Unterstützer" zu werden, liest man sehr häufig. Ich bezweilfe allerdings den direkten Nutzen im Sinne aktiver, inhaltlicher Wahlkampfführung mit und durch die Mitglieder.
Zur Sammlung von Kontaktdaten und -adressen ist dies sicher sinnvoll, zeigt sich in der deutschen Bevölkerung bei proportionalität zu sinkendem Alter scheinbar ein großes Datenmitteilungsbedürfnis.

Wobei ich mittlerweile vom Gedanken der spezifischen, punktuellen Nutzenrealisierung durch Anmeldung auf einer solchen Website oder Vernetzungsportalen abgekommen bin.
Unbestätigt und -bewiesen gehe ich davon aus, dass ein Großtteil dessen aus dem "Zwang dabeizusein" resultiert, um nichts zu verpassen.
Das empfände ich zumindest als einen Hinweis darauf, dass sich damit direkt negative Folgewirkungen und Analysen verbinden könnten, die sich auch auf die Bewertung der Angebote sowie spezieller Nutzenfunktionen beziehen.




Des Weiteren stelle zumindest ich in der Nutzung der social communities eine interne, kommunikative Organisationsform von Organisationsmitgliedern im Gegensatz zu aktivem, auseinandersetzendem Online-Wahlkampf fest.
Es existiert also sehr wohl eine "Aktivität" in Angeboten wie beispielsweise Facebook, besieht man sich bspw. Diskussionsgruppen.
Aber dies ist kein spezifisch neues Phänomen, wie bspw. leicht-zugängliche individuell erstellte Kampagnenvideos auf Youtube beispielsweise.
Vielmehr wird es durch die spezifischen Vernetzungsmöglichkeiten von Facebook, Twitter und anderen Anwendungen möglich, Kontakt zum Mitglied, also bspw. Kandidaten, zu halten. Dies aber weniger in direkter Interaktion.

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[1]: http://www.wahlkampf09.de

[2]: http://www.meinespd.net

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