Montag, 30. April 2012

'Etablierte #Parteien' und #twitter - riesige Informationsaggregation ungenutzt gelassen, zu spät agiert


Man könnte ja mindestens zwei Lesarten zum Aufkommen des Internet und dessen gesellschaftliche, mediale, politische und wirtschaftliche Folgen wagen.
Eine, die schon oft überdacht wurde, greife ich mir nachfolgend mal heraus.

Wenn der gesamtgesellschaftliche "Kuchen" nicht wächst, also nicht plötzlich von Zauberhand mehr für Alle vorhanden ist und dies daher auf alle verteilt werden kann, werden einige wie immer mehr Kuchenstücken erhalten, als andere.
Auf den Prozess der Verhandlung, ggf. noch das Endergebnis kommt es an.

Gerade bei Twitter dachte ich vor einiger Zeit, solche Dienste könnten vorallem "etablierten" Parteien mehr nutzen als schaden.
Weil sie von Menschen überall auf der Welt zu jeder Zeit mit diversen Informationen gefüttert werden und die Auswertung dieser Daten, wenn vielleicht auch nicht kostenlos, ermöglichen.
Wie kann eine Partei einfacher erfahren, was gewisse oder alle Menschen über sie denken, was sie lesen, was sie interessiert, als das verhältnismäßig einfach zugängliche Twitter?
Bei Facebook bekommt man diese Daten ebenfalls, muss dazu aber über ein zentrales Werbe- und Marketinginstrument gehen.

Statt selbst zu twittern und die Dienste mit weiteren Daten zu füllen wäre es sinnvoll gewesen, sich kostengünstige und effiziente Mechanismen zur Datenaggregation zu überlegen oder vorlegen zu lassen. Man muss nicht selbst twittern, wenn man weiß, wie sich der "Mainstream" dieser "Netzwerke" in etwa gestaltet.
Falls es, jemals oder aktuell, Ziel und sinnvoll war, "dem Volk aufs Maul zu schauen", ihm also stückweit "nach dem Munde zu reden": Wann war das dann einfacher möglich als heute?
Klar, dafür muss man Geld bezahlen und ggf. auch einiges davon in den Sand setzen.
Und vermutlich ist es gerade das, woran es den schon in der realen gesellschaftlichen Breite kaum noch verankerten (Volks-)Parteien so fehlt.
In vielen ländlichen Gebieten gibt es nicht nur keine Parteiorganisation, sondern auch keine parteinahen oder parteilichen Kandidaten mehr. Aber auch das ist kein neues Phänomen.

Wenn man weiß, was gerade wie diskutiert und retweetet wird, kann man gewisse griffige Formulierungen heraussuchen, greifen, leicht abwandeln und mehr oder minder geschickt in den realen politischen, das heisst vorallem gedruckten, medialen Prozess einspeisen.
Man lässt dann einfach irgendjemanden, ob Hinter- oder Vorderbänkler, genau diese Themen griffig formuliert vortragen. Oder man streut etwas von "gut informierten Kreisen", welche wiedermal etwas wüssten oder irgendwo gehört hätten.
Sowas darf natürlich nicht zu auffällig werden, höhlt es dann doch ggf. auch die Öffentlichkeit und Offenheit solcher Netzwerke aus.
Nur kann man Parteien wohl kaum vorwerfen für die Auswertung und Nutzung der Daten zu zahlen, wenn es Werbetreibenden ganz selbstverständlich zugebilligt wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen