Montag, 30. November 2009

StudiVZ-Serie - Betrachtungen (2) Feedback-Forum

Das Feedback-Forum des StudiVZ entwickelt sich langsam, dem führenden Eintrag kamen bereits 360 Stimmen zu, geht man von einer Einzel-User-Stimmabgabesperrung bei maximal 20 Stimmen aus, scheint es, als wüchse das Interesse an dieser Form der Einflussnahme und mglw. auch die Userzahl.
Letzteres ist aufgrund Unkenntnis detaillierterer Statistiken nicht belegbar. Eine diesbezügliche Einschätzung wäre für mich aber aufgrund der "Monopolisierungsthese", welche ich bereits in einem anderen Eintrag äußerte, interessant.
Die User scheinen diese Art der gezeigten Option zur Gestaltung der Community anzunehmen, während momentan wenige etablierte Medien darüber berichten.

Auffällig ist, dass sich unter den ersten 10 "Top"-Einträgen - gemessen an User-Zustimmung operationalisiert durch Stimmabgabe von minimal einer bis maximal drei Stimmen für einen Eintrag - fünf mit Intension zusätzlicher Daten- und Informationsfreigabe existieren. Dies entspricht exakt 50%, mithin die größte Zustimmung des gesamten Blocks. Darunter befinden sich eher "Spielereien" wie das hervorheben aktualisierter Fotoalben von "Freunden", aber auch deutliche Informations- und Datenausweitungen wie der Wunsch das eigene Profil mit einem "Partner"-Profil zu verknüpfen.

Nur ein einziger Eintrag unter den ersten Zehn am häufigsten bewerteten befasst sich mit - einer meiner persönlichen Ansicht nach notwendigen - Ausweitung von Useroptionen zur Beschränkung der Daten- und Informationsweitergabe.
Hierbei soll vom starren Begriff der "Freunde" zugunsten eines flexiblen, kategorisierten "Kontakte"-systems abgegangen werden. Letzteres soll mithilfe von Einstellungen im Menu "Privatsphäre" diverse Profilsichtbarkeitsbeschränkungen unterhalb der Vollsichtbarkeit für "Freunde" ermöglichen.

Vier weitere Einträge sind als eher "neutral" zu bewerten; hier sollen bisher vorhandene Informationen und Daten nur anders ausbereitet und damit keine neuen Einträge zugänglich gemacht werden.


Das Bild wandelt sich auch nicht bedeutend, nimmt man die nächsten zehn Einträge noch hinzu: 10 von 20 Einträgen befürworten dann die Ausweitung von Informationen und Daten an das StudiVZ direkt und mittelbar oder unmittelbar an Profilnutzer, drei rufen dann zu Beschränkungen auf und insgesamt sieben sind als neutral zu bewerten.
In dieser Hinsicht verschiebt sich der Fokus ein klein wenig zugunsten vorsichtigerer Datenstreuung in der Community.


Dieses Ergebnis überrascht mich ein wenig
, hauptsächlich allerdings aufgrund meiner selektiven Wahrnehmung die mittlerweile immer stärker das Individuum gegenüber den Communities selbst und andererseits gegenüber den Mitnutzern dieser stärken möchte.
Ganz profan und in dieser Hinsicht auch falsch neige ich fast zu einem Vergleich eines sozialen Cleavages der uns schon jahrhundertelang beschäftigt: Die Betreiber, die Communities selbst sind für den einzelnen Profilnutzer so etwas wie ein "Staat", die Mitnutzer andere Individuen.
Ersterer setzt den Rahmen, letztere müssen sich fügen.
Das aktuelle Feedback-Forum stellt in diesem Gedanken etwas wie ein rudimentäres Parlament dar; rudimentär, da noch nicht einmal jeder User über diese Option informiert ist und Sinnhaftigkeit sowie Output der Aktion weiterhin fraglich ist.

Ich rechne allerdings damit, dass die Betreiber und Programmierer des StudiVZ eine oder mehrere Änderungen innerhalb der Community aufgrund "Vorschläge der User" umsetzen und dies öffentlich- und medienwirksam als Akt demokratischer Selbstorganisation der Nutzer kommunizieren werden.
Dies kann und sollte nicht über die Probleme in diesen Netzwerken, gerade im schueler.VZ, hinwegtäuschen.
Analysierend muss dazu festgehalten werden, dass es in den meisten Themen zu keinem sinnvollen Dialog kommt, sondern der Hauptzielrichtung einer Community auch hier von den Nutzern gefolgt wird: Selbstdarstellung.
So wird in den meisten Fällen nicht dialogisiert, sondern bestenfalls Stimme/n abgegeben und hernach halbwegs themenbezogen positiv oder negativ kommunziert.
Von einem qualitativ hochwertigen, gar "demokratischen" Selbstgestaltungsprozess sollte hier nicht gesprochen werden.


Nach meiner Ansicht benötigen die Communities für langfristig sinnvolles Überleben weitere Differenzierungen und Optionen zum Datenschutz der Nutzer.
Positiv für die Betreiber wirkt konträr die schiere Größe und "Bedeutung" der Communities: Die Gleichung, "je mehr Nutzer aktiv sind, desto mehr verpassen inaktive" könnte gelten.
Dies aber ist noch kein Qualitätsausweis, sondern basiert eher auf quantitativer Inklusion. Inwiefern dadurch qualitatives Wachstum und perspektivisch gar ein Geschäftsmodell möglich sein wird, ist doch sehr zweifelhaft.

Mehr Datenschutz und Privatsphäre für Nutzer die dies wünschen lautet die Devise.
Anderen Bestrebungen wie Erweiterung des Datenverbreitungsangebots muss kein Riegel vorgeschoben werden, doch dürfte der "Sinn" - so man dieses Wort überhaupt allgemein und speziell verwenden darf - dauerhaft kaum einzig in Selbstentblößung liegen können.
Schon heute erwachsen Menschen ohne größere Hemmungen negative Folgen aufgrund von Mitgliedschaften oder Fotos in solchen und ähnlichen (sozialen) Communities.

Vor diesem Hintergrund ist dieses Feedback-Forum nicht uninteressant, ermöglicht es doch die Sicht und Wahrnehmung der User zu visualisieren.
Und diese scheint deutlich abweichend der meinigen zu sein.
Daraus folgt für mich - und damit dürfte ich nicht allein stehen - die Suche nach Restriktionsoptionen zur Sicherung der eigenen Privatsphäre und dauerhaften Produktivität während andere und anscheinend die Mehrheit zur Ausweitung der eigenen Präsentation neigt.
Gibt es dieses zumindest nicht im Gleichlauf, dürfte die Neigung eigene Profile zu löschen wachsen.

TOP 10
zusätzliche Daten- Informationsfreigabe: 5
Beschränkung: 1
neutral: 4

nächste 10

zusätzliche Daten- Informationsfreigabe: 5
Beschränkung: 2
neutral: 3

TOP 20
zusätzliche Daten- Informationsfreigabe: 10
Beschränkung: 3
neutral: 7
[Stand: 30.11.09 17:22]

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